Mit GENERATIONSHIP-Weekly Online Novel, möchte ich die Geschichte von Leanna vorstellen. Einem Mädchen, das zu einer Prophetin berufen wird. Ihr Schiksal betrifft das Leben auf dem riesigen Generationen- Raumschiff ARGO, das sich auf dem Weg zu einer neuen Welt befindet. In den zehn Habitaten des Schiffes, in denen verschiedene Landschaften der irdischen simuliert werden, hat sich eine mittelalerliche Gesellschaftsform entwickelt. Drei Völker teilen sich diese Sphären. Menschen, Akkato und Oponi. Das Auftauchen einer Prophetin, begleitet von unerklärlichen Phänomenen am Sternenhimmel, löst unter all diesen Völkern Unruhe aus. Nicht wenige fürchten sich vor den Veränderungen, die vor ihnen liegen. Leanna trägt nun die Hoffnungen und die Ängste aller Bewohner der ARGO auf ihren Schultern. Eine Bestimmung die der jungen Frau das Leben kosten könnte…
With GENERATIONSHIP-Weekly Online Novel, I would like to introduce the story of Leanna. A girl who is called to be a prophetess. Her destiny affects the life on the giant generation spaceship ARGO, which is on its way to a new world. In the ten habitats of the ship, in which different landscapes of the terrestrial world are simulated, a medieval form of society has developed. Three species share these spheres. Humans, Akkato and Oponi. The appearance of a prophetess, accompanied by unexplainable phenomena in the starry sky, causes unrest among all these people. Not a few are afraid of the changes that lie ahead. Leanna now carries the hopes and fears of all the inhabitants of the ARGO on her shoulders. A destiny that could cost the young womans life…
Here you find my NOMADS Books (German – English)
German Version
Amo kamen die vergangenen hundert Tage ihrer Reise wie ein ganzes Menschenleben vor. Besonders die letzte Etappe ihrer Expedition, verlangte ihm alles ab. Die sengende Hitze, der Staub. Die Einöde, die sie seit einer Woche durchwanderten. Zuerst eine Wildnis aus Steinen und Felsen, jetzt ein Ozean endloser Sanddünen. Seinem Meister schien die Tortur der Wanderung nichts anhaben zu können. Im Gegenteil. Je näher sie ihrem Ziel kamen, umso stärker begann der Alte zu werden. Zu Beginn der Unternehmung hatte es ganz anders ausgesehen. Mandori benötigte viele Pausen und ritt lange Strecken abwechselnd auf einem der drei eselartigen Dokis, die eigentlich nur den Proviant tragen sollten. Etliche Male blieben sie länger als geplant an einem Ort, damit der alte Gelehrte Zeit fand, sich zu erholen. Oft klagte er über die Strapazen, die er offenbar unterschätzt hatte. Inzwischen aber hatte sich die Szene verändert. Während Mandori, wie von einem Magneten angezogen, unermüdlich durch die Wüste stapfte, verließen Amo immer wieder die Kräfte. Seit sie Silon erreicht hatten, schien Mandori seine Jugendkraft zurückerhalten zu haben. Oft lief er neben dem verbliebenen Doki über den heißen Sand und meinte, dass das Tier sich schonen müsste, da es den gesamten Votrat an Wasserschläuchen trug.
Für Amo lag die Ursache für die neu erwachten Lebensgeister in einem Gespräch, dass sie in Bossek mit einem Reisenden geführt hatten und der behauptete, die Ruinen des Tempels gesehen zu haben. Er lieferte ihnen eine genaue Beschreibung deren Lage und ihres Aussehens, wobei er immerzu versicherte, tatsächlich dort gewesen zu sein. Amo meinte später, Mandori hätte dem Mann nicht so ohne Weiteres vertrauen sollen. Schließlich sei Silon ein verlassenes Gebiet und Bossek eine kümmerliche Siedlung, voller zwielichtiger Elemente am Rande des Urak Arrays. Ein düsterer Grenzposten der Zivilisation und gewiss ein Stützpunkt für allerlei Schurkenpack, die es auf Reisende abgesehen hatten.
Während sie die das Dur durchquerten, das Urak mit Silon verband, entwickelte Amo die Angewohnheit sich von Zeit zu Zeit umzublicken, um zu sehen, dass ihnen nicht irgendwelches Gesindel folgte. Anders als bei den Durs zwischen den restlichen Arrays, gab es hier keine Eskorte für Reisende, die für Sicherheit sorgte. Bossek hatte kein Geld für derartige Dienstleistungen, die für andere Dur-Städte eine Selbstverständlichkeit und eine Einkommensquelle darstellten.
Amo meinte eine Staubwolke in der Ferne zu erkennen. Es war nicht das erste Mal, dass er sie sah. Er zog ein kleines Fernrohr aus dem Gürtel und spähte hindurch, aber außer den Dünen, über die die Staubwolke hinwegtanzte, konnte er nichts verdächtiges entdecken.
„Ein Sandteufel“, schimpfte Mandori. „Du hältst uns nur auf, mit deinem ewigen Misstrauen.“
Amo lies sich nicht einschüchtern und starrte weiter durch das Okular. Er wurde den Verdacht nicht los, dass es mehr dahintersteckte, als ein Wüstenphänomen. Schließlich befand sich die Wolke schon eine ganze Weile da und schien ihnen zu folgen.
Als es Abend wurde und sich Mandori in eine dicke Decke wickelte um zu schlafen, erklomm Amo den Dünenkamm an dessen Fuß sie sich für die Nacht eingerichtet hatten. Abermals sah er durch das Fernrohr und ließ den Blick über die nächtliche Wüste streifen. Zuerst sah er nichts als Schwärze, aber nach einer Weile meinte er, in der Ferne einen Lichtschein, wie von einem Lagerfeuer zu erkennen. Amo hatte nun Gewissheit. Jemand folgte ihnen, aber er würde diese Erkenntnis für sich behalten. Mandori schien ohnehin zu sehr mit seinen Gedanken auf das Reiseziel fixiert, als um die Gefahren die ihn umgaben.
Amo zog eine kleine Ledertasche aus dem Gepäckstapel. Darin befand sich ein Kugelwerfer. Ein hohler Metallzylinder, montiert an einem hölzernen Griff. In den Zylinder steckte man eine in Filz gepackte Pulvertablette und setzte ein Verschlussstück aus Wachs darauf, in dem sich eine Anzahl Bleikugeln befand. Mittels eines Zündmechanismus aus einer Metall und einer Feuersteinnadel, die in die Pulvertablette eindrangen, konnte man die Ladung zur Explosion bringen, wenn man den Abzug betätigte. Als Amo den Stoffbeutel mit den wächsernen Abschlussstücken öffnete, musste er mit Entsetzen feststellen, dass sie allesamt geschmolzen waren. Es würde eine Weile dauern, die vielen Kugeln aus der wiedererstarrten Masse herauszulösen und sie in den Teig einzuarbeiten, den er aus Wasser und Mehl zuzubereiten gedachte. Amo war überzeugt, dass er damit eine gute Alternative gefunden hatte. Er würde sich gleich an die Arbeit machen. Sorge bereitete ihm nur, dass er keine Ahnung hatte, wer ihnen folgte, und wie viele es waren.
Mandori war schon wach, bevor die Sonne über den Horizont stieg. Er stand auf einer Düne und studierte die Zeichnungen auf dem Leder. Amos erster Gedanke galt ihren Verfolgern. Während sich sein Meister in die Karte vertiefte, erklomm Amo den Sandhügel, auf dem er am Abend zuvor stand, um in die Wüste zu spähen. Die Staubwolke war noch nicht zu sehen. Vielleicht würde sie nicht wieder auftauchen. Seine Bedenken konnten sich dann in Luft auflösen und darüber wäre er nicht unglücklich gewesen.
„Wir müssen weiter!“, befahl der Gelehrte. „Lade das Gepäck auf den Doki und dann los.“
Amo kam den Worten seines Meisters nach und nach einigen Minuten waren sie wieder auf dem Weg.
„Wie weit ist es noch?“, wollte Amo erfahren.
Mandori gab vor, ihn nicht gehört zu haben.
„Ich meine“, fuhr Amo fort, „wir haben nur einen begrenzten Wasservorrat.“
„Es wird reichen“, antwortete Mandori. „Wir sind bald da.“
Amo vertraute seinem Meister. Er war zwar alt und wenn ihn ein Thema packte, verlor er auch gerne den Bezug zu seiner Umgebung, aber er irrte sich doch sehr selten.
Es dauerte nicht lange und die Sandwolke war wieder in der Ferne zu erkennen. Amo holte den Kugelwerfer aus der Tasche, die er sich umgehängt hatte und prüfte, ob die Verschlussplatte noch immer fest an ihrem Platz saß. Dann steckte er die Waffe in die Tasche zurück.
„Ich denke wir können die Ruinen bald sehen“, meinte Mandori. „Ich schätze noch etwa drei Stunden.“
Die Schätzung des Alten war präzise. Nach gut drei Stunden erschienen Strukturen am Horizont. Überreste von Türmen und Häusern. Bei ihrem Anblick rann Amo ein eiskalter Schauer über den Rücken. Immerhin waren sie bislang keinem Gott, Teufel oder Dämon begegnet. Doch der Ort auf den sie zusteuerten, schien geradezu dafür geschaffen, Gespenstern Obdach und Unterkunft zu bieten.
Amo wendete sich erneut um und bemerkte, dass die Staubwolke nähergekommen war. Er nahm sich einen Moment Zeit und nahm ein weiteres Mal das Fernrohr zur Hand um ihre Verfolger endlich zu Gesicht zu bekommen. Tatsächlich erkannte er einen Trupp dunkler Punkte, die sich über die Dünen bewegten. Anscheinend ritten sie auf Pferden, Dokis oder kamelartigen Kurus. Sie waren noch weit weg, aber der Abstand verringerte sich rasch. Amo schätzte, dass er und sein Meister die Bekanntschaft mit diesen Leuten machen würden, noch ehe sie die Ruinen erreichten.
„Meister“, wendete sich Amo an den Alten. „Wir werden verfolgt. Es ist sicher. Ich habe sie gesehen. Es sind Viele.“
Mandori reagierte nicht.
Amo war dabei die Fassung zu verlieren. „Was wollen wir tun, wenn sie uns eingeholt haben?“
„Wir werden sehen“, meinte der Gelehrte ruhig. „Glaubst du an die GötterAmo?“
„Ich glaube an die Götter, so wie Ihr das tut, Meister.“
„Du hast gut geantwortet. Aber du weißt nichts über die Götter. Und was man von ihnen halten kann“, gab Mandori zurück. „Manche sagen sie seien launisch, aber dass ist nur eine oberflächliche Feststellung. Sie sind sehr berechenbar.“
„Woher wollt ihr das so genau wissen?“
„Ich sehe wir hätten die Mythen schon früher behandeln müssen“, meinte der Gelehrte bedauernd. „Dann müsste ich jetzt nicht in dieser Hitze debattieren.“
„Steigt auf den Doki!“ Amo erschrak über den Befehlston in seiner Stimme. „Wir haben jetzt nichts zu diskutieren.“
Zornesröte stieg in Mandoris Gesicht. „Was fällt dir ein, so mit mir zu reden?“
„Man soll die Götter nicht versuchen“, gab Amo zurück. „Sie hätten bestimmt Spaß daran uns so kurz vor dem Ende scheitern zu sehen. Das wäre genau nach deren Geschmack, habe ich recht?“
Der Zorn des Gelehrten verflog so schnell wie er gekommen war. „Sieht aus, als seiest du doch nicht so ein Holzkopf, wie ich immer glaubte.“
Mit Amos Hilfe erklomm Mandori den Rücken des Doki und klammerte sich an den Halteriemen am Hals des Tieres fest. Daraufhin blickte er sich zu den Verfolgern um.
Amo beschleunigte den Schritt und zog den Doki am Zügel vorwärts. Zu den Ruinen war es noch ein gutes Stück und er bezweifelte, ob er das Tempo so lange durchhalten konnte.
Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie die ersten Mauern erreichten, die aus dem Sand ragten. Die Überreste von Ziegel und Steinhäusern, schon vor langer Zeit durch Wind und Wetter zerstört. Die Ruinen erstreckten sich über ein sehr großes Areal, rund um eine Ansammlung von verwitterten Türmen.
„Wir müssen genau zwischen die zwei höchsten Gebäude“, erklärte Mandori. „Da ist dann ein Eingang.“
Amo blickte sich um. Jetzt konnte er die Reiter schon mit bloßem Auge erkennen. Es mochten Zwanzig oder Dreissig sein, die da über die Dünen preschten. Mandoris Schüler nahm seine letzten Kräfte zusammen und eilte dem Zentrum der alten Stadt entgegen. Sie erreichten die ersten niedrigen Gebäude, die einigermaßen unversehrt schienen.
„Weiter geradeaus!“, befahl Mandori. „Auf den großen Turm zu.
Amo wagte nicht, sich nach den Verfolgern umzudrehen. Mit dem Doki und seinem Meister im Schlepptau rannte er durch die Ruinen, bis sie den Fuß des Turmes erreichten.
„Weiter!“, schrie Mandori. „Um ein Viertel des Turmes herum. Dann rechts rein in den Eingang.“
Amo gehorchte. Seine Kräfte schwanden. Er war inzwischen völlig außer Atem. Die reine Furcht vor den Verfolgern trieb ihn vorwärts. Trotz der vielen Beschädigungen, war die Wucht des alten Bauwerkes schier erdrückend. Die Fassade strotzte von üppigen Reliefs, mit Darstellungen von Göttern und Dämonen. Furchterregende Fratzen starrten auf Amo herab. Auch die entrückten Blicke, von Heligen und Engeln trafen ihn.
Amo keuchte ein Gebet. „Steht uns bei, Bewahrer der Wandernden Welt.“
Ein Pfeil surrte heran, verfehlte Amo nur knapp und prallte gegen eine Wand.
„Jetzt da rein!“, schrie Mandori. „Rechts rein! Durch das Tor!“
Amo wäre beinahe daran vorbeigelaufen. Der Torbogen wölbte sich gerade so weit aus dem Sand, dass der Doki hindurchpasste.
Mandori sprang herunter und lief ins Innerere des Turmes, während Amo den Doki hinter sich her zog. Der Boden des Gebäudes lag einige Meter unterhalb des Sandhügels, der sich vor dem Eingang gebildet hatte. Der Gelehrte purzelte den letzten Teil des Hügels hinunter und kam auf den Mosaiken zu stehen, die sich über den Fußboden des Halle erstreckten.
„Komm schon!“, befahl Mandori. „Wir müssen noch ein gutes Stück weiter.“
Amo folgte seinem Meister, der auf ein weiteres Tor zueilte, das sich hinter einem Altar erhob. Ein schmales, hohes Tor. Sein Rahmen versehen mit komplexen Reliefs, an denen hier und da noch Reste von Gold glänzten. Zweifellos führte der Eingang zu Orten, an denen es Geheimnisse zu ergründen gab, folgerte Amo.
Wieder flog ein Pfeil heran, der Amo an der Schulter streifte und eine Schnittwunde hinterließ. In einer Mischung aus Schmerz und Zorn riss Amo den Kugelwerfer aus der Tasche und legte auf den Schützen und seine Kumpane an, die sich gerade durch den Eingang zwängten. Er drückte den Abzug und nach einem dumpfen Knall, prasselte der Schwarm von Bleikugeln auf die Männer ein. Zwei gingen fluchend zu Boden, ein Weiterer zog sich zurück, wobei er die Hände auf seine Blutende Stirn presste.
Amo bezweifelte, dass er ernsthaften Schaden angerichtet hatte. Doch die Gauner würden jetzt eine Weile überlegen, ob sie die Verfolgung fortsetzen sollten. Ein kleiner aber wichtiger Zeitgewinn.
Den Doki am Zügel, folgte Amo seinem Meister, der ein Talglicht entzündet hatte und vor einer weiteren Pforte stand. Ein Seitengang, der etwa auf halber Länge des Korridores nach links abzweigte. Einer von vielen Gängen, die zur Auswahl standen, doch Mandori wusste offenbar ganz genau, wohin er zu gehen hatte. Amo kam nicht zu spät. Nur einen Moment später verschwand der Alte in der Pforte.
Amo gab auf die Abzweigungen, Gänge und Korridore zu zählen. Er hatte längst den Überblick verloren und noch immer waren sie nicht am Ziel ihrer Reise angekommen. Tiefer und tiefer drangen sie in die Gewölbe des Tempels ein. Amo glaubte, sie befänden sich auf dem direkten Weg in die Unterwelt, während sie sich weiter und weiter vom Tageslicht entfernten. Beklommenheit bemächtigte sich seiner, als fühlte er die Tonnen von Sand und Fels, die sich inzwischen über ihm türmten. Er rechnete jeden Moment damit, einem Gespenst oder Dämon zu begegnen. Nach einer Weile veränderte sich die Beschaffenheit der Umgebung. Die steinernen Mauern mit ihren Ornamenten und Zierrat verschwanden, um nüchternen metallenen Wänden zu weichen. Amo und sein Meister stiegen noch weiter in die Tiefe, bis sie in einen Raum gelangten, von dem aus es nicht mehr weiterging. Er glich einer großen Halle, in deren Mitte sich ein zylinderförmiger Altar erhob. Mandori eilte darauf zu, wobei er den Engelsschlüssel wie ein Zepter schwang.
Amo hörte die Verfolger durch die Korridore poltern. Sie näherten sich rasch. Er holte eilig einige Pulverkapseln und Abdeckplatten hervor und reihte sie vor sich auf dem Boden auf. Dann lud er den Kugelwerfer und zielte auf die Einmündung zum Korridor. Er würde sofort feuern, wenn der erste Gauner auftauchte. Schon kamen die ersten Gestalten heran. Amo meinte einen Akkato zu erkennen, der der Gruppe voraneilte. Das hünenhafte, pferdeköpfige Wesen stürmte heran, ein kurzes Schwert schwingend.
Amo feuerte. Der Knall dröhnte in der Halle wie ein Donnerschlag und der Lichtblitz blendete sowohl Amo als auch die Angreifer. Rauch wallte auf und verursachte Amo einen Hustenreiz. Der Akkato ging in die Knie, schien aber kaum verletzt. Seine Kumpane stolperten über ihn und für einen Moment bildete sich ein Knäuel aus Leibern, der den Korridor verstopfte.
„Was willst du mit dem Vogelschreck!“, schimpfte Mandori. „Komm her. Es ist wichtig, dass du mit anfasst.“
Amo gehorchte widerwillig und eilte seinem Meister zu Hilfe, der den Engelsschlüssel über den Altar hielt, um ihn, mit dem leuchtenden Ende voran in eine kreisrunde Öffnung zu versenken.
„Du musst ihn berühren!“, befahl der Alte. „Schnell!“
Amo umfasste den Griff des Schlüssels und zusammen mit Mandori steckte er ihn in das Loch. Er fühlte ein Kribbeln in den Fingern, als lief eine Schar von Ameisen über seine Hand. Lampen gingen an, die den Raum in helles Licht tauchten. An einigen stellen des Altars begannen geschliffene Glasperlen in grellem Rot zu blinken. Der Schlüssel wurde immer tiefer in den Altar gezogen, bis nur noch der Griff herausstand. Jetzt wechselte das Leuchten der Glasperlen in ein stetiges, ruhiges Blau. Ein Summen erfüllte die Luft, und verborgene Türen öffneten sich. Wandnischen, in denen schreckliche Kreaturen kauerten. Leben begann ihre Körper zu erfüllen und sie erhoben sich, traten aus den Schatten. Ein gutes Dutzend mythologischer Monster, ganz aus Metall. Klauen statt Händen und Füssen. Skellettartige Gestalten, geformt aus stählernen Knochen. Ihre Häupter ähnelten Insektenköpfen, mit spiegelnden Augen, die Amo erfassten als sei er eine willkommene Beute.
„Menja“, hauchte Mandori beeindruckt. „Uralte Menja.“
Amo zitterte am ganzen Leib und dachte daran, den Kugelwerfer neu zu laden. Aber selbst wenn ihm das gelang, was sollte er gegen diese Ungeheuer ausrichten?
Die Verfolger aus der Wüste verharrten in den Bewegungen. Furcht stand in ihren Gesichtern geschrieben. Einige warfen ihre Waffen fort und beugten sich nieder, andere liefen schreiend davon.
Die Menja bewegten sich nicht. Sie schienen auf etwas zu warten. Amo hatte keine Ahnung auf was. Wenn sie darauf aus waren sie zu töten, hätten die Monster das längst tun können.
Er richtete einen fragenden Blick an seinen Meister. „Habt ihr das alles gewusst?“
Der Gelehrte ließ endlich den Engelsschlüssel los und setzte sich vor dem Altar auf den Boden.
„Ich hatte eine vage Vorstellung“, sagte er. „Mein Meister liebte alte Lieder. Viele handeln von Dingen wie diesen hier. Von der Unterwelt. Von Toren und Türen, die man nur mit magischen Schlüsseln öffnen kann. Von Menja und den Göttern, die seit Ewigkeiten miteinander im Streit liegen. Irgendwie habe ich mir alle seine Lieder gemerkt und er hat die Titel auf den Lederlappen geschrieben, in den der Schlüssel eingewickelt war. Ich habe seit Beginn unserer Reise alle diese Lieder vor mich hingesungen.“
Amo hatte das bemerkt und befürchtet, der Alte hätte nun endgültig den Verstand verloren. „Ja. Ich habe das mitbekommen.“
„Dachtest schon, jetzt hat er sich ganz aus der stofflichen Welt verabschiedet, oder?“
„Das dachte ich.“
„Du musst noch vieles lernen.“
„Und wie geht es jetzt weiter?“
Mandori rieb sich das Kinn. „Wichtig war für mich anzukommen und das Geheimnis zu lüften. Über das danach habe ich mir eigentlich keine Gedanken gemacht.“
Engish Version
For Amo, the past hundred days of their journey seemed like a lifetime. Especially the last stage of their expedition demanded everything from him. The scorching heat, the dust. The wasteland they had been wandering for a week. First a wilderness of stones and rocks, now an ocean of endless sand dunes. His master did not seem to be affected by the ordeal of the hike. On the contrary. The closer they came to their destination, the stronger the old man began to grow. At the beginning of the undertaking, things had looked quite different. Mandori needed many breaks and rode long distances alternately on one of the three donkey-like dokis, which were actually only supposed to carry the provisions. Several times they stayed longer than planned in one place, so that the old scholar found time to recover. He often complained about the exertions, which he had obviously underestimated. In the meantime, however, the scene had changed. While Mandori, as if attracted by a magnet, trudged tirelessly through the desert, Amo’s strength kept failing. Since they had reached Silon, Mandori seemed to have regained his youthful strength. He often walked beside the remaining Doki across the hot sand, saying that the animal had to take it easy since it was carrying the entire votrat of water hoses.
For Amo, the cause of the newly awakened spirits lay in a conversation they had had in Bossek with a traveler who claimed to have seen the ruins of the temple. He provided them with an accurate description of their location and appearance, constantly asserting that he had actually been there. Amo later said that Mandori should not have trusted the man so readily. After all, Silon was a deserted area and Bossek was a puny settlement, full of shady elements on the edge of the Urak Array. A gloomy frontier post of civilization and certainly a base for all sorts of rogue packs targeting travelers.
As they traversed the major connecting Urak to Silon, Amo developed the habit of looking around from time to time to see that no riffraff was following them. Unlike the Durs between the rest of the arrays, there was no escort for travelers here to provide security. Bossek had no money for such services, which were a matter of course and a source of income for other Dur cities.
Amo thought he saw a cloud of dust in the distance. It was not the first time he had seen it. He pulled a small telescope from his belt and peered through it, but other than the dunes over which the dust cloud danced, he could see nothing suspicious.
„A sand devil,“ Mandori scolded. „You’re just holding us up with your eternal distrust.“
Amo was not intimidated and continued to stare through the eyepiece. He couldn’t shake the suspicion that there was more to it than a desert phenomenon. After all, the cloud had been there for quite a while and seemed to be following them.
When evening came and Mandori wrapped himself in a thick blanket to sleep, Amo climbed the ridge of the dunes at the foot of which they had settled down for the night. Again he looked through the telescope and let his gaze roam over the desert at night. At first he saw nothing but blackness, but after a while he thought he saw a glimmer of light in the distance, as if from a campfire. Amo now had certainty. Someone was following them, but he would keep this knowledge to himself. Mandori’s thoughts seemed too focused on the destination than on the dangers that surrounded him.
Amo pulled out a small leather bag from the pile of luggage. Inside was a bullet launcher. A hollow metal cylinder mounted on a wooden handle. Into the cylinder was placed a powder tablet wrapped in felt, and on top of it was placed a stopper made of wax, in which were a number of lead balls. By means of a firing mechanism made of a metal and flint needle that penetrated the powder tablet, the charge could be detonated when the trigger was pulled. When Amo opened the cloth bag containing the waxy terminations, he was horrified to find that they had all melted. It would take a while to separate the many balls from the resolidified mass and incorporate them into the dough he planned to prepare from water and flour. Amo was convinced that he had found a good alternative. He would get to work right away. The only thing that worried him was that he had no idea who was following them and how many there were.
Mandori was awake before the sun rose above the horizon. He stood on a dune and studied the drawings on the leather. Amo’s first thought was of their pursuers. While his master delved into the map, Amo climbed the sand hill where he had stood the night before to peer into the desert. The dust cloud was not yet visible. Perhaps it would not reappear. His concerns could then vanish into thin air and he would not have been unhappy about that.
„We must go on!“ the scholar ordered. „Load the luggage on the doki and let’s go.“
Amo complied with his master’s words and after a few minutes they were on their way again.
„How much further is it?“ wanted to know Amo.
Mandori pretended not to have heard him.
„I mean,“ Amo continued, „we have a limited supply of water.“
„It will do,“ Mandori replied. „We’ll be there soon.“
Amo trusted his master. He was old, and when a subject gripped him, he also liked to lose touch with his surroundings, but he was very rarely wrong.
It wasn’t long before the sand cloud was again visible in the distance. Amo took the bullet launcher out of the bag he had slung around him and checked to make sure the breech plate was still firmly in place. Then he put the gun back in his pocket.
„I think we can see the ruins soon,“ Mandori said. „I estimate about three more hours.“
The old man’s estimate was accurate. After a good three hours, structures appeared on the horizon. Remains of towers and houses. At the sight of them, an ice-cold shiver ran down Amo’s spine. After all, they hadn’t encountered any gods, devils, or demons yet. But the place they were heading for seemed to be made for offering shelter and accommodation to ghosts.
Amo turned again and noticed that the dust cloud had come closer. He took a moment and picked up the telescope again to finally get a look at their pursuers. Sure enough, he spotted a troop of dark dots moving across the dunes. Apparently they were riding horses, dokis or camel-like kurus. They were still far away, but the distance was closing rapidly. Amo estimated that he and his master would make the acquaintance of these people before they reached the ruins.
„Master,“ Amo turned to the old man. „We are being followed. It’s safe. I have seen them. There are many.“
Mandori did not respond.
Amo was about to lose his composure. „What are we going to do when they catch up with us?“
„We shall see,“ the scholar said calmly. „Do you believe in the godsAmo?“
„I believe in the gods as you do, master.“
„You answered well. But you know nothing about the gods. And what to make of them,“ Mandori returned. „Some say they are capricious, but that is only a superficial statement. They are very predictable.“
„How would you know that for sure?“
„I see we should have dealt with the myths earlier,“ the scholar said regretfully. „Then I wouldn’t have to debate in this heat now.“
„Get on the Doki!“ Amo was startled by the commanding tone in his voice. „We have nothing to discuss now.“
A blush of anger rose in Mandori’s face. „How dare you talk to me like that?“
„Don’t tempt the gods,“ Amo returned. „They would certainly enjoy seeing us fail so close to the end. That would be right up their alley, am I right?“
The scholar’s anger dissipated as quickly as it had come. „Looks like you’re not such a blockhead after all, as I always thought.“
With Amo’s help, Mandori climbed onto Doki’s back and clung to the retaining straps on the animal’s neck. He then looked back at the pursuers.
Amo quickened his pace and pulled Doki forward on the reins. It was still a good distance to the ruins and he doubted whether he could keep up the pace for so long.
It took them an eternity to reach the first walls that rose from the sand. The remains of brick and stone houses, destroyed long ago by wind and weather. The ruins stretched over a very large area, around a cluster of weathered towers.
„We have to get right between the two tallest buildings,“ Mandori explained. „There’s an entrance then.“
Amo looked around. Now he could see the riders with the naked eye. There might have been twenty or thirty of them rushing across the dunes. Mandori’s disciple gathered his last strength and hurried toward the center of the old city. They reached the first low buildings, which seemed to be somewhat intact.
„Keep going straight!“ ordered Mandori. „Toward the big tower.
Amo did not dare to look back at the pursuers. With the Doki and his master in tow, he ran through the ruins until they reached the foot of the tower.
„Go on!“ shouted Mandori. „Around a quarter of the tower. Then right into the entrance.“
Amo obeyed. His strength was fading. By now he was completely out of breath. The pure fear of the pursuers drove him forward. Despite the many damages, the force of the old building was almost overwhelming. The facade bristled with lush reliefs depicting gods and demons. Fearsome grimaces stared down at Amo. He was also struck by the rapturous gazes of saints and angels.
Amo gasped a prayer. „Stand by us, keepers of the wandering world.“
An arrow whizzed in, narrowly missed Amo, and crashed into a wall.
„In there now!“ yelled Mandori. „In on the right! Through the gate!“
Amo almost ran past it. The archway bulged out of the sand just enough for Doki to fit through.
Mandori jumped down and ran inside the tower, while Amo dragged Doki behind him. The floor of the building was several meters below the mound of sand that had formed in front of the entrance. The scholar tumbled down the last part of the hill and came to stand on the mosaics that stretched across the floor of the hall.
„Come on!“ commanded Mandori. „We still have a long way to go.“
Amo followed his master, who hurried toward another gate that rose behind an altar. A narrow, high gate. Its frame was decorated with complex reliefs, on which here and there still shone remnants of gold. Undoubtedly, the entrance led to places where there were secrets to fathom, Amo concluded.
Again an arrow flew in, grazing Amo’s shoulder and leaving a gash. In a mixture of pain and anger, Amo yanked the bullet launcher from his pocket and laid into the gunman and his cronies who were just squeezing through the entrance. He pulled the trigger and after a dull bang, the swarm of lead bullets pelted the men. Two went down cursing, another retreated, pressing his hands to his bleeding forehead.
Amo doubted that he had done any serious damage. But the crooks would now think for a while whether they should continue the pursuit. A small but important gain of time.
Doki on the rein, Amo followed his master, who had lit a tallow light and was standing in front of another gate. A side passage that branched off to the left about halfway down the corridor. One of many corridors to choose from, but Mandori obviously knew exactly where to go. Amo was not late. Only a moment later, the old man disappeared into the gate.
Amo gave up counting the junctions, corridors and hallways. He had long since lost track and they still had not reached the destination of their journey. Deeper and deeper they penetrated into the vaults of the temple. Amo believed they were on the direct path to the underworld as they moved further and further away from daylight. Trepidation took hold of him, as if he felt the tons of sand and rock that were now piling up above him. He expected to encounter a ghost or demon at any moment. After a while, the texture of the surroundings changed. The stone walls with their ornaments and decorations disappeared to give way to sober metal walls. Amo and his master descended even further until they reached a room from which there was no further way. It resembled a great hall, in the center of which rose a cylindrical altar. Mandori hurried toward it, wielding the angel key like a scepter.
Amo heard the pursuers rumbling through the corridors. They were approaching rapidly. He hurriedly took out some powder capsules and cover plates and lined them up on the floor in front of him. Then he loaded the bullet launcher and aimed at the junction with the corridor. He would fire immediately when the first crook appeared. Already the first figures were approaching. Amo thought he recognized an Akkato rushing ahead of the group. The hunky, horse-headed creature rushed up, brandishing a short sword.
Amo fired. The bang boomed in the hall like a thunderclap and the flash of light blinded both Amo and the attackers. Smoke billowed up, causing Amo to cough. The Akkato went to his knees, but seemed barely hurt. His cronies stumbled over him and for a moment a tangle of bodies formed, clogging the corridor.
„What do you want with the bird scare!“ scolded Mandori. „Come here. It’s important that you help out.“
Amo reluctantly obeyed and rushed to the aid of his master, who held the angel key over the altar to sink it, shining end first, into a circular opening.
„You have to touch him!“ the old man commanded. „Quick!“
Amo grasped the handle of the key and together with Mandori he put it into the hole. He felt a tingling in his fingers, as if a flock of ants ran over his hand. Lamps came on, bathing the room in bright light. On some parts of the altar, cut glass beads began to flash in bright red. The key was pulled deeper and deeper into the altar until only the handle stuck out. Now the glow of the glass beads changed to a steady, calm blue. A hum filled the air, and hidden doors opened. Wall niches where horrible creatures cowered. Life began to fill their bodies and they rose, stepping out of the shadows. A dozen or so mythological monsters, all metal. Claws instead of hands and feet. Skellet-like figures, formed from steel bones. Their heads resembled insect heads, with reflective eyes that captured Amo as if he were welcome prey.
„Menja,“ Mandori breathed, impressed. „Ancient Menja.“
Amo was shaking all over and thought about reloading the bullet launcher. But even if he succeeded, what could he do against these monsters?
The pursuers from the desert paused in their movements. Fear was written on their faces. Some threw away their weapons and bowed down, others ran away screaming.
The Menja did not move. They seemed to be waiting for something. Amo had no idea what. If they were out to kill her, the monsters could have done it long ago.
He directed a questioning look at his master. „Did you know all this?“
The scholar finally let go of the angel key and sat down on the ground in front of the altar.
„I had a vague idea,“ he said. „My master loved old songs. A lot of them are about things like this. Of the underworld. Of gates and doors that can only be opened with magic keys. Of Menja and the gods, who have been at odds with each other for ages. Somehow I remembered all his songs, and he wrote the titles on the leather rag in which the key was wrapped. I have been singing all these songs to myself since the beginning of our journey.“
Amo had noticed this and feared that the old man had now finally lost his mind. „Yes. I overheard that.“
„Thought he’d left the material world altogether now, didn’t you?“
„I thought so.“
„You still have a lot to learn.“
„So where do we go from here?“
Mandori rubbed his chin. „The important thing for me was to arrive and unravel the mystery. I didn’t really worry about the afterward.“