Science-Fiction Roman – Leseprobe
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Ein nächtlicher Dschungel. Drei Menschen. Ein Geheimnis, das keiner erleben sollte.
Dominik delegierte die Aufgaben so gut es ging und stellte sicher, dass er für seine nächtliche Mission ungestört sein würde. Es kam ihm gelegen, dass gerade ein kleines Fest stattfand, das alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Als es so weit war, verließ Dominic den Turm und gab vor, alles tun zu müssen, um den Kopf freizubekommen. Schließlich lastete zu viel Verantwortung auf seinem Kopf und er musste sich wieder Klarheit verschaffen.
Kurz nach Sonnenuntergang machte er sich auf den Weg. Er schlenderte am Strand entlang, verharrte ab und an an einer Stelle, und verschwand schließlich an der Stelle im Wald, wo Sandra seine Ausrüstung versteckt hatte. Die Nacht zog schnell herauf und während die Dunkelheit zunahm, schlüpfte Dominic in seine Kampfmontur. Danach färbte er Gesicht und Hände mit der schwarzen Camouflage Paste ein. In seinem Gürtel steckten eine Pistole und ein Messer. Er überlegte kurz, ob er nicht besser darauf verzichten sollte, um zu vermeiden Kruger zu provozieren, entschied sich dann aber dagegen. Er stülpte sich ein Headset über, das Geräusche verstärkte und setzte eine Nachtsichtbrille auf. Nachdem er sie aktiviert hatte, blickte er in eine Welt aus klaren Formen, blau in blau. Mühelos fand er seinen Weg durch die dichte Vegetation, bis er auf einen schmalen Pfad traf, den Kruger und Foster durch den Dschungel gebahnt hatten. Dominik ging einige Schritte zurück und verbarg sich hinter einem umgestürzten Baum. Jetzt konnte er nur noch warten. Die Minuten dehnten sich endlos und alles blieb ruhig. Auf dem Display in Dominics Nachtvisier waren inzwischen zwei Stunden vergangen, ohne dass das Paar auftauchte. Vielleicht hatten sie es sich anders überlegt, oder Verdacht geschöpft. Dominic spähte nach allen Seiten. Er musste bei Kruger mit allem rechnen. Es konnte gut möglich sein, das Dominic dem alten Söldner in die Falle gegangen war. Gerade als ihm diese Bedenken mehr und mehr zusetzten, vernahm er Stimmen. In seinem Sichtfeld, erschien eine Markierung, die ihm Richtung und Entfernung der Geräuschquelle anzeigte. Dominik duckte sich tiefer hinter den Baumstamm. Als Kruger und Foster in sein Blickfeld rückten, wendete er sich ab, setzte sich auf den Boden, zwischen Farnen und Gräsern. Jetzt horchte er nur noch auf die Geräusche, die die Beiden verursachten und verließ sich ganz auf die Symbole in seinem Visier. Es dauerte einige Minuten, bis sie vorübergegangen waren. Dominic verließ vorsichtig sein Versteck und folgte ihnen mit großem Abstand, so gut es ging. Dreimal zweigte der Pfad nach der Seite ab, aber Dominic sah die Zwei zwischen den Bäumen. Sie stiegen auf einen kleinen Hügel hinauf und waren kurz darauf verschwunden. langsam näherte sich Dominic dem Hügel und zog seine Pistole. Vorsichtig erklomm er die Spitze. Oben angekommen, blickte er auf eine große, quadratische Öffnung. Eine einfache, aus einer Art Bambus gefertigte Leiter, führte hinab. Dominic stieg die Sprossen abwärts, und fand sich in einer großen Kammer wieder, in der ein Raumjäger stand. Die Kanzel stand offen und im Pilotensessel, befand sich die mumifizierte Leiche eines Menschen. Dominic begriff sofort die Tragweite dieses Fundes und warum Kruger und Foster ihn geheim hielten. Ihm lief ein Schauer über den Rücken und konnte den Blick zunächst nicht von dem ledrigen Gesicht des Toten, mit dem geöffneten Mund, in dem weisse Zähne bleckten und den leeren Augenhöhlen, abwenden. Ihm war, als lache ihn die Mumie aus. Als wäre sie sich bewusst, dass gerade sein ganzes Weltbild zusammenbrach. Dominics Gedanken wehrten sich dagegen. Sein Hirn versuchte logische Erklärungen zu finden. Gab es nicht Mumien von Katzen? Haustiere, die die antiken Ägypter mit ins Jenseits nehmen wollten? Sklaven, die ebenfalls zum Haushalt eines Pharaos gehörten, getötet und mumifiziert wurden, um dem Herrscher in der Anderwelt weiter zu dienen. Konnte dieser Mensch eine Art Haustier, oder Sklave gewesen sein? Als Dominic endlich den Blick abwendete und die Wände betrachtete, fand er unzählige gravierte Schriftzeichen und Bilder, die seiner Vermutung widersprachen. Er sah stilisierte Darstellungen von Szenen mit Menschen in verschiedenen Lebenssituationen. Ein Fest, einen Mann auf einem Thron, umgeben von seinem Hofstaat, eine Familie bei einem Ausflug, mit einem Gefolge von Dienern, eine Kampfszene.
Dominic nahm das Visier ab und schaltete seine Taschenlampe an, um die Wände ungefiltert zu betrachten. Als das Licht der Lampe darüberglitt, glitzerten Gold, Silber und geschliffene Edelsteine, eingelegt in die Bilder und Symbole. Dominic wurde klar, dass es ich bei diesem Raum um das Grabmal eines Kriegers handelte.
Dominic sah sich weiter um und entdeckte einen schmalen Korridor, der Tiefer in den Grabhügel hineinführte. Er schaltete die Lampe aus, setzte das Nachtsichtvisier wieder auf und trat in den Gang, der in einen weiteren Raum führte. Dora Foster und Aaron Kruger waren gerade dabei eine Art Gewehr aus der Wand zu heben, als sie Dominic bemerkten.
„Steck die Pistole weg!“, sagte Kruger in ruhigen Tonfall.
„Warum weiss ich davon nichts“, gab Dominic zurück.
„Aus demselben Grund, warum ich niemandem traue, der auf mich wie ein Politiker wirkt.“
„Können Sie ihre Paranoia mal beiseite schieben?“
„Ist nicht so einfach für mich.“
Dominic wendete sich an Dora Foster. Sie kam ihm vernünftiger vor. „Glauben Sie auch, dass ich dunkle Absichten verfolge, weil ich das Leben in der Kolonie organisiere?“
„Nein“, antwortete die Frau. „Aber gib zu, dass dich dieser Fund ebenso von den Füssen gerissen hat wie uns.“
„Natürlich“, gab Dominic zu. „Aber man kann damit umgehen.“
„Das weiss man erst, wenn man eine Sache lange genug in Augenschein genommen und Antworten bekommen hat. Erst dann kann man andere damit konfrontieren und ihre Ängste abfangen.“
„Sie wären ein guter Politiker.“
Die Worte trafen Kruger. Er zuckte kurz mit den Mundwinkeln und lächelte. „Touche.“
„Willst du die Knarre nicht besser runternehmen?“, fragte Dora Foster. „Wir sind auf derselben Seite.“
Dominic war sich darüber nicht so sicher.
„Du hast bestimmt jemandem gesagt, was du vorhast“, meinte Kruger. „Man wird sehr schnell auf uns kommen, wenn du nicht mehr auftauchst. Und da Davis und Skorksy jetzt die Polizeiarbeut machen, wären wir auch schnell geliefert. Also. Du kannst jetzt weiter dastehen wie John Wrangler in einem seiner Marshall West Filmchen, oder wir unterhalten uns wie normale Menschen.“
Dominic rang mit sich, stimmte aber schließlich zu und steckte seine Pistole in den Holster zurück.
„Gut“, sagte der alte Söldner. „Dann will ich dir mal zeigen, warum wir hier Sprengstoff gefunden haben, den wir besser geheim halten, oder zensieren.“
Er durchschritt einen Durchgang, zu einem weiteren Raum und winkte Dominic zu sich, nachdem er ein paar Kaltlichtkapseln hineingeworfen hatte. Ihr Schein enthüllte eine immense Kammer, voll mit Artefakten. Waffen, Kunstwerken und Schmuckstücken. Dominic sah ein paar Statuen die verzierte Rüstungen trugen. Er folgte Kruger in den hinteren Teil des Raumes, zu einer Stele, auf der der abgeschlagene Kopf eines Akkato zur Schau gestellt war. Ein mumifizierter Schädel, verziert mit Gold und Edelsteinen.
Kruger deutete mit einem Kopfnicken auf ein martialisches Wandrelief an der Stirnseite des Raumes. Es zeigte Menschen auf Thronen, postiert auf einer Tribüne, geflankt von bewaffneten Soldaten. Zu ihren Füssen, gefesselte Akkato, die offenbar um Gnade bettelten. Einige davon mit abgetrennten Köpfen und Gliedmaßen.
Kruger lachte bitter. „Besser unsere Pferdeköpfigen Freunde bekommen das nie zu Gesicht.“




