OUTLANDERS LEGACY 2 Welten in Flammen

Leseprobe.

Ich bin gerade dabei, den zweiten Band der Outlnaders Legacy – Reihe zu überarbeiten. Dabei kam ich zu dem Schluss, dass ich zumindest einer Person noch mehr Hintergrung verleihen muss – Samuel (Sam) Blumfeldt. Hier nun ein Teil der Passage, in der er eine etwas zwielichtige Vergangenheit erhält.

Kapitel 1

Samuel Blumfeldt starrte durch das kreisrunde Bohrloch in die Dunkelheit hinab. Es war nicht das erste Mal, dass er vor dieser Öffnung stand, und zögerte. Wie immer gingen ihm dabei tausend Gedanken durch den Kopf. Ängste, Neugier, Abenteuerlust. Der Wunsch Geheimnisse zu entdecken. Antworten zu finden. Der Drang, alle Bedenken über Bord zu werfen und sich ins Unbekannte zu stürzen war groß. Doch genauso dominant riet ihm eine Stimme zur Besonnenheit. Rief ihm ins Gedächtnis, dass er eine Verantwortung gegenüber seiner Familie trug. Frau und Tochter, von denen er zwar getrennt lebte, die aber dennoch Erwartungen an ihn stellten, die er erfüllen wollte. Seine Karriere, hier auf Scutra, die gerade einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht, und ihn zur rechten Hand des Sektorverwalters erhoben hatte. Diesmal kostete es ihn mehr Überwindung als üblich, das lange Karbonseil zu ergreifen, welches vor ihm die Tiefe baumelte und daran hinunter zu gleiten. Hinab ihn die geheimnisvolle Unterwelt des Hafenplaneten. Das Seil hing von einem dreibeinigen Kran herab, dessen Stelzen sich über dem kreisrunden Abgrund spreizten. Es war eines von etlichen Löchern, das die Digger in die gepanzerte Kruste des Planeten gebohrt hatten. Bei den Diggern handelte es sich um Schatzsucher, die in ständigem Streit mit den imperialen Behörden lagen. Und die kaiserlichen Instanzen sprangen nicht gerade zimperlich mit ihnen um. Hin und wieder hörte man von Gefechten, zwischen größeren Digger Gruppen und imperialen Einheiten. Kein Wunder also, dass man diese Leute von Scutra fernhalten wollte.
Das besondere Interesse der Digger galt Relikten aus dem großen Zeitalter, als der sagenhafte Sargon Asgaroon beherrschte. Und es gab das Gerücht, dass unter der Betondecke von Scutra eine alte Zivilisation verschüttet lag, die es zu erkunden und auszuräubern galt. Für Sam war das inzwischen kein Gerede mehr. Er war oft genug in den Stollen unterwegs gewesen, um die Tatsachen zu kennen.
Sam gehörte nicht zu den Diggern, die plünderten und ihre Funde auf den Märkten der Galaxis verhökerten. Er hatte nie ein Artefakt an sich genommen. Weder um es für sich zu behalten, noch um es in bare Münze zu verwandeln. Aber auch ihn trieb die Abenteuerlust in die unterirdischen Tunnel. Sich in Gefahr zu begeben und für eine Weile dem drögen Alltagsleben zu entkommen, war eine Abwechslung, die er hin und wieder brauchte.
„Bist du zur Statue erstarrt?“
Die Worte rissen Sam aus seinen Gedanken. Sie kamen von einem etwas stämmigen Mann, mit langen grauen Haaren und einem kurzen Bart von gleicher Färbung. Er trug einen grüngrauen Overall, der viele Male geflickt worden war, gesprenkelt von Flecken alter Erde, sowie salzigen Schweißrändern an Kragen und unter den Achseln. Er trug eine speckige lederne Schirmmütze, die in der Mittagsonne einen Schatten über ein Gesicht legte, in dem helle blaue Augen glitzerten. Der Mann, der diese abgewetzten Klamotten seine Diggerhaut nannte, hieß Thomas van Veyden. Sam hatte ihn vor einigen Jahren kennen gelernt, als er die großen Schrottplätze im Hevronsektor nach Ersatzteilen für eine Reparatur durchstöberte. Eine ganze Woche hatte er sich auf dem Schiffsfriedhof herumgetrieben, bis er auf den Alten traf, der gerade aus einem der Schächte stieg. Da dieser sich offenbar ertappt fühlte, unterbreitete er Sam ein Angebot, damit er seine Diggeraktivitäten nicht meldete. Van Veyden behauptete, der Verwalter der gewaltigen Areale zu sein, die mit den Leibern abertausender, verrottender Schiffsleichen gefüllt waren, aber Sam hatte seine Zweifel. Auch später vermochte er nicht herauszufinden, worin van Veydens Funktion eigentlich bestand. Schon möglich, dass er jede Schraube und Niete katalogisierte. Dennoch hielt er es für unwahrscheinlich, dass jemand, der beabsichtigte sich an einem der Wracks zu bedienen, van Veyden erst um Erlaubnis bat. Hin und wieder zerlegte man eines der Schiffsgerippe, um es in den Hochöfen im Norden einzuschmelzen. Natürlich konnte man so eine Aktion nicht ohne erhebliche Formalitäten durchführen. Aber die Prozedur wurde immer von Computern und Robotern erledigt und erfolgte gänzlich ohne menschliches Zutun. Auch Blumfeldts Vorgesetzter verwies nicht auf irgendeine Verwaltungsmaßnahme, als Sam andeutete, sich auf den Schrottplätzen Ersatzteile besorgen zu wollen. Vielleicht hatte der Alte van Veyden hier mal eine Aufgabe erfüllt, doch man schien ihn im Laufe der Zeit einfach vergessen zu haben. Sam wollte es dabei belassen. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, van Veyden zu verraten. Er zog es jedoch vor, ihn im Unklaren darüber zu lassen und das Angebot, das ihn schließlich in die geheimen Areale der Hafenwelt brachte, anzunehmen.
„Hats dir die Sprache verschlagen“, setzte van Veyden nach.
„Ich grüble nur“, antwortete Samuel Blumfeldt endlich.
„Was gibt es denn zu Grübeln?“
„Ich setzte gerade eine Menge aufs Spiel. Ich könnte in absehbarer Zeit Sektorenleiter werden.“
„Und?“
„Was wenn jemand erfährt, dass ich mich auf Diggerpfaden bewegt und gegen das Gesetz verstoßen habe.“
„Es gibt kein Gesetz gegen das Graben.“
Damit hatte van Veyden recht. Aber es gab auch keine Erlaubnis dafür.
„Ich denke“, fuhr van Veyden fort, „dass man einen Chef mit ein paar dunklen Flecken in seiner Vita, mehr respektiert als langweilige, aalglatte Aufsteiger.“
„Das ist deine Ansicht.“
Van Veyden winkte ab. „Man merkt dir deine Jugend an. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche.“
Van Veyden schloss die Schnalle seines Gürtels, an dem allerlei Werkzeuge klimperten. Zwei Taschen mit Energiepatronen befanden sich ebenfalls daran. Nahrung für die schwere Plasmapistole, die in ihrem Holster an van Veydens Schenkel hing. Auch Sam hatte eine ähnliche Waffe bei sich, sowie entsprechende Munition.
Digger lebten gefährlich. Man sah sie allgemein als Diebe oder Plünderer an. Samuel Blumfeldt wusste, dass es einen heimlichen Krieg zwischen den Diggern und der Greifertruppe von Scutra gab, die Jagd auf sie machte. Allerdings hielten sich die Aktionen gegen die Abenteuer in Grenzen. Scutra besaß ein gutes Überwachungssystem, das auf Infraschallimpulse reagierte und Signale an die Greifereinheiten sendete, sobald es eine illegale Bohrung detektierte. Zumindest die weniger wohlhabenden Digger wurden regelmäßig von den Greifern gefasst. Die kostspieligen Verschleierungsgeräte, die in der Lage waren, das Abhörsystem zu täuschen, konnten sich nur reiche Digger leisten. Auch Bestechung galt als eine gängige Praxis, doch dafür musste man ebenfalls viel Geld aufbringen.
Sam Blumfeldt musterte das ebenmäßige Bohrloch zu seinen Füssen. Van Veyden hatte es vor zehn Jahren zufällig entdeckt, behauptete er, aber Sam hegte den Verdacht, dass der Alte selber mal Mitglied einer Diggerbande gewesen war. Er hatte ihn einmal danach gefragt, aber van Veyden bestritt, jemals Verbindung zu diesen Leuten gehabt zu haben.
„Also, was ist jetzt?“, wollte van Veyden wissen und ließ seinen Handschlitten um das Karbonseil einrasten. „Ich mach mich jedenfalls auf den Weg.“
Der Alte krallte sich in die Griffe des Gerätes, sprang über die Kante des Loches und sauste in die Tiefe hinab.
Sam schob alle Bedenken beiseite, schloss seine Gleitvorrichtung ebenfalls um das Seil und folgte van Veyden in die Unterwelt. Das kleine Räderwerk in der Apparatur surrte, während das Tageslicht verblasste und die Kälte mit zunehmender Dunkelheit Blumfeldts Körper umschlang.

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