NOMADS LEGACY – HÖRBUCH (Der unendliche Traum – Kapitel 9)

NOMADS LEGACY – Hörbuch (Kapitel 9)

Der Unendliche Traum. Gelesen von Georg Bruckman.

 

Eine weiteres Hörbuch Kapitel. In diesem Fall stammt die Lesung nicht aus der NOMADS Reihe um Dominic Porter. Bei “Der Unendliche Traum“ handelt es sich um eine Geschichte, die zwar im NOMADS Unversum spielt, jedoch zu einem Zeitpunkt der weiter in der Zukunft liegt. NOMADS spielt im 5. Jahrtausend, wohingegen NOMADS LEGACY im 130. Jahrtausend angesiedelt ist.

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Leseprobe

NOMADS – LEGACY
Short Stories

Der Unendliche Traum

Kapitel 9

Der unendliche Traum

Als der Sturm nachließ, kletterten die beiden nach draußen.
Sareena hatte den Helm aufgesetzt, in dessen Visier sie Datenkolonnen und Diagramme sehen konnte. Die feinen Linien leuchteten in bunten Farben und zeigten der Tengiji eine einfache Darstellung ihrer Umgebung, des atmosphärischen Drucks und der Temperatur. Im Augenblick betrug die Temperatur vierzig Grad unter null.
Jem legte ein schnelles Tempo vor. Er schien genau zu wissen, wohin er gehen musste. Sareena hatte Mühe mit ihm Schritt zu halten, bis er endlich an einem Felsgrat stehen blieb. Das einzige, was Jem, außer dem Gewehr, aus dem Wrack mitgenommen hatte, war ein Fernglas, mit dem er nun die Umgebung absuchte. Er ließ sich viel Zeit damit.
Mit den Instrumenten ihres Anzuges suchte Sareena ihrerseits die Landschaft ab, aber der Oponi hatte als erster Erfolg.
„Da ist die Trasse“, verkündete er freudig und deutete ins Tal hinunter. „Man kann einen Teil davon erkennen. Zwischen den beiden Felstürmen dort, die wie ein Säulenportal aussehen.“
Sareena richtete die Helmkamera aus und entdeckte das erhöhte, betonierte Fundament, auf dem die Züge in die Wüste fuhren, um das Aure zu den Fabriken zu bringen.
„Ist etwa zwei Kilometer entfernt“, schätzte Jem, als er hinter sich ein Geräusch vernahm. Er wandte sich um, legte reflexartig sein Gewehr an und feuerte eine Salve ab.
Sareena sah gerade noch, wie zwei Gothreks zusammenbrachen, die versucht hatten, sich an sie heranzuschleichen.
„Nichts wie weg hier.“ Jem versetzte Sareena einen Stoß, der sie beinahe von den Füßen riss.
Sie stolperte den Hang hinunter und lief, ohne sich umzuwenden. Jem rannte dicht hinter ihr und beharkte ab und an den Felsgrat, über den nun einige der gepanzerten Monster kletterten.
„Das Ding hat eine enorme Durchschlagskraft“, bemerkte er erfreut und feuerte eine weitere Salve ab.
Sareena wendete ihren Blick nicht von den zwei Felsnadeln ab, hinter denen die Schienen verlaufen mussten, als ein Trupp Gothreks hinter einem Felsen hervorkam. Sie hatten Jem und die Tengiji noch nicht entdeckt. Sareena nutzte den Moment, brachte ihr Gewehr in Anschlag, visierte ihre Ziele an und schoss. Zusammen mit dem Oponi streckten sie fünf der Monstren nieder. Die anderen aber zogen sich nicht etwa zurück, sondern gingen zu einem wütenden Angriff über.
Etwa vier zornige Gothreks stürmten Jem und Sareena entgegen, wichen den Schüssen aus und zogen ihre Nahkampfwaffen. Dolche und Kurzschwerter glitzerten im Sonnenlicht.
Sareena tauchte unter einem Hieb hindurch und trat dem Gothrek, der ihn geführt hatte, in die Kniekehle. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihren Körper. Sie musste sich bei dem Tritt den Knöchel verstaucht haben. Sareena rollte herum und schoss dem Monster in den Rücken. Es fiel vorn über und krachte auf den Boden. Seine Schwerter entglitten ihm klirrend.
Jem konnte einen weiteren Angreifer töten, wurde aber von den zwei verbliebenen Unwesen niedergerungen. Einer davon entwand ihm sein Gewehr und warf es weg. Inzwischen hatte Sareena sich eines der Schwerter gegriffen. Es war eine kurze Vibroklinge, die in ihren Händen zu summen begann, als sich ihre Finger um den Griff schlossen.
Die Tengiji warf sich auf den Rücken von einem der Gothreks und setzte die Klingenspitze an eine Fuge zwischen zwei Panzerplatten. Sie glitt fast ohne Widerstand in den Körper. Der Gothrek bäumte sich auf und ließ sofort von Jem ab.
Er wand sich wie eine Schlange, aber Sareena hatte sich so gut festgekrallt, dass er sie nicht abschütteln konnte. Sie suchte eine weitere verwundbare Stelle und stieß erneut zu. Immer und immer wieder stach sie die Vibroklinge in den Körper ihres Feindes, bis er endlich in die Knie ging. Schließlich stürzte das gepanzerte Wesen krachend in den Staub.
Die Tengiji sprang von seinem Rücken, wobei sie den Eindruck hatte, die Spitzen ihrer Finger würden, für einen Moment, am Panzer des Gutriks kleben bleiben.
Jem hatte es ebenfalls geschafft, seinen Gegner zu töten, der noch immer auf ihm lag. Sareena rollte den schweren, schwarzen Leib des Ungetüms von Jem herunter und half ihrem Freund auf die Beine.
Gerade als Jem wieder stand, traf Sareena ein harter Schlag in die Seite. Ihr blieb die Luft weg und sie krümmte sich vor Schmerzen. Der Schuss, der sie getroffen hatte, war aus großer Distanz abgefeuert worden. Er hatte zwar viel von seiner Wucht verloren, aber es hatte ausgereicht, ihr ein paar Rippen zu brechen.
Sareena wurde von Schmerzen überwältigt und stürzte zu Boden. Sie sah, wie Jem einige Ziele unter Feuer nahm, die den Hang hinunterstürmten und wie sich eine Unwetterwolke über die Berggipfel schob. Dann fegte ein heißer Windstoß durch das Tal, der grauen Staub vor sich hertrieb, so dass man nicht die Hand vor Augen sehen konnte und Sareena verlor das Bewusstsein.

Sareena fühlte, wie die Schmerzen wiederkehrten. Es war ein tiefes, dumpfes Pochen in ihrer Seite, das ihr das Atmen schwer machte. Sie schlug die Augen auf und bemerkte, dass sie getragen wurde. Es war Jem, der sie auf seine Schultern gesetzt hatte und mit ihr durch einen grauen Albtraum aus wirbelndem Staub rannte. Sie sah auf die Temperaturanzeige in ihrem Helm. Es herrschten jetzt über fünfzig Grad Außentemperatur.
Jem keuchte angestrengt. Er war am Ende seiner Kräfte.
„Setz mich ab“, forderte Sareena, aber Jem ignorierte ihren Befehl. „Setz mich ab! Sofort!“, wiederholte sie in strengem Ton, aber der Oponi antwortete nicht.
Durch die dichten Staubwolken konnte Sareena die Umrisse der zwei Steinsäulen erkennen. Sie hatten endlich die Bahntrasse erreicht.
Die Temperatur war in kurzer Zeit weiter gestiegen und es hatte etwas über siebzig Grad, als Jem die junge Frau absetzte. „Wir sind da“, keuchte er. „Und der Zug ist unterwegs.“
Sareena war nicht fähig zu antworten. Sie wusste, dass sie Jem nie wieder sehen würde. Dies waren ihre letzten Augenblicke zusammen. Der Zug fuhr hinaus in die Glaswüste, wo niemand existieren konnte, und durch das Tal würde sich bald ein vernichtender Feuersturm wälzen. Jem war verloren und er wusste das.
Der Zug schob sich aus dem Tunnel. Er fuhr wie immer sehr langsam. Erst wenn er das offene Terrain erreichte, wo kein Bergsturz, Steinschlag oder Erdbeben die Trasse verschütten oder beschädigen konnte, würde er seine Spitzengeschwindigkeit erreichen.
Mit letzter Kraft hob Jem seine kleine Freundin auf seine Arme und lief einige Meter neben der Lokomotive her. Ein glühend heißer Windstoß ließ den Oponi aufstöhnen. Dann schob er Sareena mit einer letzten Kraftanstrengung auf eine Fläche zwischen der Lokomotive und dem ersten Wagon. Seine Kleider fingen Feuer, als die Tengiji weiter in den Zwischenraum krabbelte. Ihre Rippen und ihr verstauchter Fuß schmerzten so sehr, dass ihr für eine Sekunde Schwarz vor Augen wurde.
„Flieh, kleine Närrin“, schrie Jem auf, dann stolperte er und war verschwunden.
Funken und Rauch wehten heran.
Sareena stieß einen langen Schrei aus. Tränen brannten in ihren Augen und liefen in heißen Bahnen ihre Wangen hinab. Sie schrie weiter, bis ihre Kehle schmerzte und ihr die Stimme versagte. Wimmernd starrte sie ins Leere und alle Gefühle begannen sich zu vermengen, bis sie nicht mehr sagen konnte, was sie eigentlich empfand. Angst, Erschöpfung, Schmerz. All das Leid der letzten Tage und Stunden formte sich zu einem einzigen, dumpfen Gefühl, das wie ein kalter Stein in ihrer Brust lag. Bald hatte sie keine Tränen mehr, um ihren Schmerz zu zeigen. Keine Gedanken und Worte, die halfen, ihre Gefühle zu beschreiben. Sie fühlte sich, als sickere das Leben aus ihrem Körper, wie Blut aus einer Wunde. Ihr Herz war leer und dunkel, wie ein schwarzes Loch. Wie ein toter, ausgebrannter Stern, verloren in der eisigen Finsternis des Alls.
Das Gestein der Felswände begann zu dampfen, als das Wasser des letzten Regengusses verdunstete. Der Zug nahm Fahrt auf und das Licht des ewigen Tages nahm zu. Bald schrumpften die Berge zu niedrigen, trostlosen Vorgebirgen und nach einer Weile waren auch diese verwitterten Klippen im sandigen Ozean verschwunden.

Die Sonne stach unbarmherzig auf das Land herunter. Sie war nun gut eine Stunde unterwegs und der Anblick der Landschaft, die vorbeizog, wurde immer surrealer. Es gab Gebilde, die aussahen, wie aus glasiertem Zucker gedreht. Und Strukturen, die wirkten, als seien es die Scherben zerborstener gläserner Kunstwerke. Manche davon durchscheinend wie reines Kristall, andere pechschwarz wie Basalt. Dazwischen bunt schillernde Seen und Meere aus erstarrtem Glas.
Es wurde so heiß, dass der Raumanzug alle seine Energie aufwenden musste, um die Hitze abzuhalten. Die Anzeigen auf dem Helmdisplay erloschen.
Wieder begann Sareena mit einer Konzentrationsübung, um die Hitze ertragen zu können, die mehr und mehr durch den Anzug sickerte, je schwächer die Energieleistung der Batterie wurde. Sie hatte die ersten Verse kaum gesprochen, da tauchten plötzlich Gebäude auf. Es waren niedrige Häuser ohne Fenster, aber mit dicken, verschlossenen Panzerschleusen. Zwischen den Gebäuden waren helle Metallblöcke gestapelt. Sie sah auch ausgeglühte Überreste von Raumschiffen und Maschinen, die im grellen Sonnenlicht lagen, und während sie noch staunte, fühlte Sareena, wie der Zug durch ein Energiefeld raste. Er verlangsamte seine Fahrt und kam schließlich zum Stillstand. Die Anzeigen in ihrem Helm glommen wieder auf und zeigten normale Umweltwerte. Sie sah nach oben und starrte in die grelle Sonne, die direkt über ihr am Himmel stand. Nun konnte sie sicher sein. Es war keine Zwischenstation. Sie hatte tatsächlich den Zenitpunkt erreicht.
Nach der langen, quälenden Fahrt durch die Wüste brauchte Sareena eine Weile, um ihre Gedanken wieder zu ordnen. Sie begann ihren Atem zu beruhigen, betastete ihre schmerzende Seite und zuckte zusammen.
„Hätte ich nur besser aufgepasst“, tadelte sie sich selbst. „Ich hätte nie meine Umgebung aus dem Auge verlieren dürfen. Schon gar nicht auf offenem Gelände. Eine Grundlektion.“ Sie lehnte sich noch einmal zurück und wartete, bis die Qual etwas nachließ.
Endlich kletterte Sareena vom Zug herunter.
Sie keuchte vor Schmerz, als sie den Boden berührte und der verstauchte Fuß ihr den Dienst versagte. Diese Verletzung hatte sie ganz vergessen. Sie schrie auf, kauerte sich zusammen und schlug mit der Faust auf den Boden.
„Ich bin so weit gekommen“, jammerte sie zornig, „und krepiere jetzt an meinen Verletzungen. Verdammt! Ich wollte das Unmögliche schaffen.“
„Und du wirst das Unmögliche schaffen.“ Sareena erschrak, aber die Stimme war ihr inzwischen sehr vertraut und als sie ihren Kopf hob, sah sie den Sudey, der ein paar Schritte entfernt auf dem Bahnsteig stand. Er trug den Overall eines einfachen Arbeiters und zum ersten Mal konnte Sareena sein Gesicht sehen. Es war das Gesicht jenes jungen Mannes, der sie im Thronsaal ihres Königs angegriffen und verletzt hatte. In jener Schlacht, die vor vielen tausend Jahren tobte und sie in diese Hölle geworfen hatte.
Ohnmächtiger Zorn wallte in ihr auf, der ihr erneut die Tränen in die Augen trieb. Sie öffnete die Verriegelung ihres Helmes, nahm ihn ab und schleuderte ihn dem Mann entgegen. Der brauchte nicht einmal auszuweichen. Der Wurf war kraftlos und der Helm prallte einige Schritte vor ihm auf den Stein.
„Ich will dir zeigen, wie du von hier entkommen kannst“, eröffnete der Mann, den alle für den Sudey gehalten hatten. „Ich will mein Versprechen einlösen.“
Als Sareena sich bemühte aufzustehen, eilte er zu ihr, stützte sie und half ihr auf die Beine.
„Wer sind Sie?“, wollte Sareena wissen.
„Wer ich bin, ist belanglos“, antwortete er. „Was ich tun kann, ist wichtig.“
Die Tengiji blickte zum Himmel hinauf, der so hell leuchtete, dass er beinahe weiß war. Alles Blau war verblasst. Aber sie konnte Schiffe sehen, die den Planeten verließen, oder gerade im Begriff waren zu landen.
„Nein, diese Schiffe können dich nicht von hier fortbringen“, erklärte er ihr. „Nur die Gothreks können an Bord gelangen und dort existieren.“
„Wie sollte ich dann fliehen können?“ Sareena war unsicher. „Machen Sie noch immer Ihre Spielchen mit mir?“
„Nein“, entgegnete er. „Aber die Art deiner Flucht könnte sich erheblich von dem unterscheiden, was du dir vorstellst.“
„Wie sollte ich Ihnen vertrauen können?“
Er schüttelte nachsichtig den Kopf. „Ich hätte dich schon damals töten können“, erinnerte er Sareena. „Im Thronsaal deines Königs. Und wie oft danach gab es Gelegenheiten für mich das nachzuholen? Wer hätte mich daran hindern können? Und nun bist du hier. Am Leben.“
Sareena humpelte weiter, während sie es zuließ, dass der seltsame Mann sie stützte. Sie wandte ihren Blick endlich der Umgebung zu und sah einen riesenhaften Turm, der scheinbar endlos in den Himmel ragte. Unzählige hohe Häuser schmiegten sich an seine geschwungene Fassade und umgaben ihn in weitem Kreis, wie eine Stadt.
„Wofür ist das alles hier?“, wollte sie wissen.
„Sehr gute Frage“, sagte der Mann. „Sie führt mich zum Kern der ganzen Angelegenheit. Hier bauen wir die Fayroo. Die Weltenspringertore, mit denen ich alle Systeme Asgaroons miteinander verbinden möchte. In diesen Fabriken wird das Aure in Formen gegossen und imprägniert, damit es mit den Lebewesen Asgaroons kommunizieren kann. Und natürlich bauen wir noch einige wunderliche Dinge mehr. Die Balori zum Beispiel.“
Sareena staunte über diese Offenbarung, als Roboter und andere sonderliche Maschinen auftauchten, um die Fracht des Zuges abzuladen.
„Und wie soll ich fliehen können?“, beharrte Sareena. „Wie komme ich von hier weg.“
Er antwortete nicht, sondern brachte Sareena zu einem Transportgleiter, der von einem Gothrek gesteuert wurde. Der Mann lud sie ein, aufzusteigen, aber im ersten Moment widerstrebte es Sareena, dieser Einladung nachzukommen.
„Keine Angst“, sagte er. „Die Gothreks sind nun nicht mehr deine Feinde.“
„Sie werden immer meine Feinde bleiben“, zischte Sareena.
„Gut, wenn du es so willst. Aber sei nicht zu streng in deinem Urteil. Sie sind lediglich gute und loyale Soldaten.“

Der Gleiter tauchte in das Häusermeer ein und Sareena erkannte, dass es eine einzige riesige Fabrik war, in der die Gothreks arbeiteten. Sie hatten eine andere Gestalt wie jene, die sie in der Förderanlage zu Gesicht bekommen hatte. Ganz offenbar waren sie nicht für den Kampf geschaffen und hatten andere Aufgaben zu erledigen, als zu kämpfen.
Schließlich endete die Fahrt in einem gewaltigen Raum. Seine Ausmaße waren kaum zu erfassen. Große Transporter schwebten weit über ihr inmitten eines künstlichen Doms. Sareena sah Fragmente von Fayroo–Toren weit in der Höhe schweben, an denen gearbeitet wurde. Ständig wurden neue Teile angefügt, um die Form zu vollenden. Kleine Fahrzeuge hefteten sich an den gewaltigen Ring, der gerade entstand, oder lösten sich von ihm. Der Raum über ihren Köpfen war in ständiger Bewegung und es herrschte ein unüberschaubares Durcheinander, begleitet von einem Lärm, der Sareenas Ohren quälte.
Sie stiegen vom Gleiter und der Mann führte die junge Frau zu einem seltsamen Objekt, das irgendwie aussah, als sei es von den Arbeitern vergessen worden. Es stand auf einem Sockel und erinnerte Sareena an einen Pilotensessel, der aus einem Schiff ausgebaut worden war und nun hier herumstand. Er bestand vollständig aus Aure und besaß eine Vielzahl schlauch- und hornartiger Fortsätze, die sternförmig von ihm ausgingen und aussahen wie das Federrad eines Pfauenvogels. Sie wirkten wie Anschlüsse, die nur darauf warteten, wieder mit einer Maschinerie verbunden zu werden.
„Dies ist der Sitz eines Kiray“, erklärte der Mann. „Hier wird der Lenker eines Fayroo Platz nehmen und eintauchen in den unendlichen Traum.“
Sareena war weit weniger verwirrt, als er vielleicht annehmen mochte. „Sie haben diesen Platz für mich bestimmt?“
Er nickte.
„Warum sollte ich das wollen?“
„Weil du so weit von hier fliehen kannst, dass du dabei alle Grenzen überschreiten wirst. Du wirst einen Ort betreten, in dem Materie keine Rolle mehr spielt. Du wirst dich der Fesseln alles Irdischen entledigen und wirkliche Freiheit erfahren.“
„Ist es das Paradies?“
Der Mann lachte amüsiert. „Soweit würde ich nicht gehen. Aber soviel hast du doch auch nicht erwartet.“
In diesem Augenblick näherte sich eine Gruppe seltsamer Wesen, die Sareena an metallene Insekten erinnerten und offenbar ihre Arbeit an dem Sitz fortsetzen wollten. Auch einige Gothreks waren darunter. Sie waren hochgewachsen, schlank und wirkten weit weniger furchterregend wie ihre kämpfenden Gegenstücke.
Der Mann hob die Hand und die eigenartige Gruppe von Arbeitern hielt inne und wich zurück.
Sareena löste sich von seinem stützenden Arm und berührte das schimmernde Objekt. Sie legte eine Hand auf die Lehne des Sessels und fühlte einen angenehmen Schauer, der ihren Körper durchdrang. Für einen Moment fühlte sie keinen Schmerz mehr, nur noch Wohlbefinden. Ein kraftvolles, vitales Gefühl durchströmte ihren Leib, wie sie es noch nie erlebt hatte. Es war, als beginne in ihr ein weiteres, starkes Herz zu pochen, das eine ungeahnte Kraft in ihre Adern pumpte.
„Es reagiert gut auf dich“, stellte der Mann zufrieden fest. „Und das überrascht mich nicht. Dein Lebensdrang ist beeindruckend.“
„Haben Sie mich deswegen durch all das Leid geführt?“, wollte Sareena wissen.
„Nein“, er schüttelte den Kopf. „Ich habe nur sehr Weniges gesteuert. Nur hier und da einige Weichen gestellt. Dein Lebensdurst hat dich hierher geführt. Allen Widerständen und Gefahren zum Trotz. Es war sehr anregend, dich zu beobachten. Und es war notwendig. Wie sonst hätte ich – hättest du – Vertrauen finden können in deine Fähigkeiten. Bislang waren sie verborgen. Nun aber sind sie offenbar. Sichtbar für dich und mich. Wir haben nun Gewissheit.“
„Jem ist tot“, knurrte Sareena. „Jig und Tonja. Sie waren meine Freunde.“
„Ich weiß.“ Er seufzte. „Ich bedaure ihren Tod. Eure Freundschaft hat mich tief beeindruckt.“
Lange Zeit sagten sie kein Wort. Sareena betrachtete den Sitz des Kiray. Als sie ihn zum ersten Mal berührt hatte, war etwas mit ihr geschehen, das sie nicht mehr rückgängig machen wollte und konnte. Sie fühlte einen unwiderstehlichen Drang, ihn erneut zu berühren.
„Wir müssen dich vorbereiten“, sagte der Mann, aber Sareena beachtete ihn nicht, streifte ihren Raumanzug ab und stand schließlich nackt vor der Apparatur.
„Nein“, widersprach sie mit fester Stimme. „Alles ist offenbar. Mein Weg liegt klar und deutlich vor mir. Die anderen Kiray rufen bereits nach mir und heißen mich willkommen.“
Sareenas Bewegungen waren stolz, sicher und kraftvoll, wie man es von jemanden erwarten konnte, der alle Zweifel abgelegt und sein Schicksal akzeptiert hatte. Als ihre nackten Füße das Metall berührten, durchströmte sie eine Energie, die ihren Körper bis in die kleinste Zelle belebte. Zugleich erweiterte sich ihr Bewusstsein, als würde ein vormals leeres Gefäß bis über den Rand hinaus gefüllt. Es war, als sei ein Vorhang weggezogen, damit die wahre Natur der Welt, die sich bislang dahinter verbarg, zum Vorschein kam.
Sareena nahm ihren Platz auf den Sitz des Kiray ein, der einmal das Herz eines Fayroo bilden würde. Die Apparatur schloss sich um ihren Körper, wie eine riesenhafte Hand, die ihre Finger zu einer Faust ballte, um ein kostbares Schmuckstück zu beschützen. Im gleichen Moment schien es Sareena, als erwache sie inmitten von Sternen, die sie umgaben wie das Blattwerk eines mächtigen Waldes. Die Tengiji vernahm das Atmen und Brausen zahlloser Sonnen und fühlte den Wind, den sie entfachten, in ihren Haaren. Es gab unendlich viele Welten, die in diesem Universum schwebten und Sareena meinte, all das Leben spüren zu können, das auf ihnen wohnte. Sie konnte fühlen, wie es empfangen wurde, erblühte und verging.
Sie vernahm die Stimmen der anderen Torlenker, die sie freundlich begrüßten, und es klang in ihren Ohren wie ein wundersamer, harmonischer Chor, der ihren ganzen Leib zum Schwingen brachte. Ihr Geist war aller stofflichen Bindungen enthoben, und den Grenzen, die ihr dadurch bisher gesetzt waren.
Sareena gab sich all diesen überwältigenden Eindrücken hin, vernahm den berauschenden Gesang der Kiray und tauchte ein … in den unendlichen Traum.

 

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