NOMADS LEGACY – HÖRBUCH (Der unendliche Traum – Kapitel 7)

NOMADS LEGACY – Hörbuch (Kapitel 7)

Der Unendliche Traum. Gelesen von Georg Bruckman.

Eine weiteres Hörbuch Kapitel. In diesem Fall stammt die Lesung nicht aus der NOMADS Reihe um Dominic Porter. Bei “Der Unendliche Traum“ handelt es sich um eine Geschichte, die zwar im NOMADS Unversum spielt, jedoch zu einem Zeitpunkt der weiter in der Zukunft liegt. NOMADS spielt im 5. Jahrtausend, wohingegen NOMADS LEGACY im 130. Jahrtausend angesiedelt ist.

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NOMADS – LEGACY
Short Stories

Der Unendliche Traum

Kapitel 7

Gesprengte Ketten

Die Gruppe stapfte noch eine ganze Weile, in ihren Rüstungen, durch leere Stollen und Hallen, ohne auf weitere Wächter zu treffen. Es war auch kein einziger Häftling zu finden.
„Wir müssen höher hinauf“, sagte Jem. „Wir müssen wissen, was passiert ist. Eine Naturkatastrophe oder eine Revolte.“
Sie fanden einen Lastenfahrstuhl und fuhren hinauf zu den oberen Sektionen der Anlage. Als der Lift stoppte, hatten sie eine große Halle erreicht. Hier hatten sich viele der Häftlinge versammelt. Alle waren sie bewaffnet, mit schweren Werkzeugen oder Gewehren, die sie den Wachen abgenommen hatten. Unter den Leuten befanden sich auch einige Häftlinge, die, wie Sareena und ihre Freunde, in schweren mechanischen Arbeitsmonturen steckten.
Ein hochgewachsener Mann, in mittleren Jahren, trat auf Jem zu. „Woher kommt ihr?“, wollte er wissen.
Jem musterte die Schar und fragte sich, wie sie es geschafft hatten sich zu organisieren. Und welchen Plan sie verfolgten.
Er sah auf den Mann herunter, der offenbar der Anführer dieser missgestalteten Armee war. „Wir waren auf Außeneinsatz“, antwortete Jem endlich. „In der Eiswüste.“
„Habt ihr Schiffe gesehen“, fragte der Mann weiter.
„Was für Schiffe?“
„Schiffe der Gothreks. Oder Andere.“
„Nein“, antwortete Jem. „Wir waren mit Überleben beschäftigt und hatten keine Zeit die Umgebung zu genießen.“
Der Mann schien enttäuscht und biss die Zähne aufeinander.
„Wer sind sie?“, fragte Jem und öffnete schließlich sein Visier. „Ich bin Chaval Meseka“, stellte sich der Mann vor. „Ich bin Kommandant über die dritte Schicht. Wir sind dreitausend Mann.“
„Habt ihr Wahnsinnigen einen Aufstand gewagt?“, polterte Jig und trat mit weiten, dröhnenden Schritten aus der Transportbucht des Fahrstuhls. Die Menge der Aufständischen wich zurück. „Ihr habt doch keine Chance“, brüllte er die Leute wütend an. „Die werden uns alle platt machen.“
Ein Akkato löste sich aus den Reihen der Häftlinge. „Das weißt du nicht, Bruder?“
„Wie stellt ihr euch denn vor, von hier zu entkommen?“
„Wir werden abgeholt.“
Sareena zwängte sich an Jig vorbei. „Wie?“
„Wir haben ein Schiff“, schaltete sich Chaval Meseka wieder ein. „Unter den Gefangenen befindet sich ein Agent des Hauses Komeru. Es ist ihm gelungen, einen Sender hier her zu schmuggeln.“
„Einen versteckten Sender?“, fragte Sareena. „In seinem Körper?“
„Ja“, anwortete Chaval Meseka. „Ein bewaffneter Schwertransporter ist unterwegs. Er wird in einigen Stunden hier sein. Wir haben bereits ein Signal empfangen.“
Sareena war nicht überzeugt. Sie wusste seit Kurzem, dass kein Fahrzeug, außer den Gutrikschiffen, ein Tauvaru anfliegen konnte. „Es ist in diesem System?“
„Ja. Es ist ein Schiff mit einem sehr starken gravimetrischen Antrieb.“
„Ich denke, die Besatzung ist tot. Und das Schiff treibt im Raum.“ Sareenas Vermutung sorgte für einen Aufschrei unter den Leuten.
„Woher will sie das wissen?“, schrie jemand aus der Menge.
„Ja, wie kommen Sie dazu, so etwas zu behaupten“, wollte Chaval Meseka wissen.
„Der Sudey hat es mir verraten.“ Diese Worte sorgten für Staunen unter den Leuten. Für einige Momente herrschte Schweigen.
„Ach, du bist das?“, bemerkte Meseka, fasziniert. „Wir haben schon von dir gehört. Die kleine Hexe aus der ersten Schicht.“
„Lass sie reden“, forderte eine Oponifrau und zwängte sich durch die Menge nach vorne. „Was weißt du?“
„Die Fayroo bewachen das System“, erklärte die Tengiji. „Sie lassen nicht zu, dass andere Schiffe, als die der Gothreks, hier herkommen können.“
„Was macht dich so sicher?“, fragte die Oponi.
„Der Sudey hat mir ein Portal gezeigt, durch das ich in andere Welten blicken konnte. Ich habe dabei auch mit einem Kiray gesprochen.“
„Mit einem Torlenker?“ Die Oponi war entsetzt und fasziniert zugleich. Mit großen Augen starrte sie Sareena an. Ihre stummen Lippen formten Worte, als flüstere sie ein Gebet.
Caval Meseka beobachtete das Geschehen und die Reaktionen seiner Leute.
„Er hat mir gesagt, dass er alle Eindringlinge aus dem System drängt“, fuhr Sareena fort. „Er wirft sie entweder in die Sonne dieses Systems, oder schleudert sie in die Gravitationsstrudel zwischen den Systemen.“
„Hören Sie auf damit!“, mahnte sie Chaval Meseka. „Das sind nur Behauptungen.“
„Mir wäre es lieber, du hältst den Mund“, flüsterte Jem Sareena zu. „Sonst bringen die uns noch um.“
„Wir sind ohnehin alle tot“, gab sie zurück.
Ihre kühlen Worte entsetzten Jem, der sich hilfesuchend an Tonja und Jig wendete. Aber die beiden waren wie versteinert. Sie glaubten Sareena, und schienen ihre Einschätzung zu teilen.
„Ich weiß von dem Balori in Briggos Quartier“, eröffnete Sareena.
Einige der Leute sahen sie irritiert an.
Chaval Meseka nahm diese Information mit kühler Miene auf. Lediglich seine Schultern erschlafften, als sei er erschöpft. Er wusste jetzt, dass die Tengiji die Wahrheit sagte. Sie waren vor einigen Stunden in Briggos gut bewachtes Quartier, tief unten im Berg, eingedrungen und hatten tatsächlich ein seltsames, monolithisches Objekt entdeckt. Der verhasste Aufseher schien dadurch Befehle und Nachrichten erhalten zu haben. Niemand konnte davon wissen.
„Ich weiß, was ein Balori ist“, sagte die Oponifrau. „Viele Paläste in Asgaroon besitzen diese Transmitter.“
„Sie sind gefährlich“, setzte jemand hinzu.
Jetzt brach eine Diskussion unter den Häftlingen aus, die immer heftiger wurde. Meseka hatte viel zu tun, um die fassungslose Menge unter Kontrolle zu halten. „Beruhigt euch Leute!“, brüllte er. „Wir dürfen uns jetzt nicht verunsichern lassen. Wir sind weit gekommen. Ich bin zuversichtlich.“
„Woher nimmst du deine Zuversicht?“, verlangte die Oponifrau, zu erfahren. „Das sind doch nur Sprüche.“
Chaval Meseka sah zu Sareena auf. In seinen Augen funkelte der Zorn, aber auch Angst und Enttäuschung waren darin zu erkennen. Er trat näher an Sareena heran, während die Leute immer lauter ihren Unmut äußerten. „Sag etwas!“, zischte Meseka. „Deine Worte haben offenbar Gewicht, kleine Hexe. Du kannst das wieder wenden. Mach was draus.“
Unsicher sah Sareena auf die Masse der Gefangenen, die zunehmend in Bewegung geriet. Hier und da flogen bereits die Fäuste. „Ich kann uns retten“, rief Sareena, aber ihre Stimme konnte den Tumult nicht übertönen.
„Schalte den Lautsprecher ein“, riet Jem. „Mit dem Kinn auf die große Taste in deinem Helm drücken.“
Gleich darauf gellte Sareenas Stimme durch die Halle. „Ich kann uns retten!“, wiederholte sie noch einige Male, bis sich die Menge beruhigte.
„Was willst du denn machen?“, rief jemand.
„Das werdet ihr schon sehen“, gab Sareena zurück. „Ihr nennt mich doch die kleine Hexe, oder? Dann gebt mir die Gelegenheit das zu beweisen. Lasst mich ein wenig Zaubern.“
„Und wie willst du das machen?“, fragte die Oponi.
„Bringt mich zu Briggos Quartier. Der Kiray wird mir nichts tun. Ich kann das Schiff landen.“
Chaval Meseka waren der Ärger und die Verzweiflung deutlich anzusehen. Sareena hatte all seine Hoffnungen zerschlagen und dennoch hing nun alles von diesem Mädchen ab. Von diesem Mädchen, das angeblich mit einem Kiray sprechen und ihn beschwichtigen konnte. „Dann verlieren wir keine Zeit“, knurrte er. „Gehen wir hinunter.“

Sareena zwängte sich erneut aus dem Anzug und betrat den Raum des Aufsehers. Es befanden sich einige Wachen darin, die bei der verkrümmten Gestalt des großen Akkato standen, der vor einem großen Metallwürfel kauerte. Sie waren mit Brechstangen und Gewehren ausgerüstet, aber irgendwie schienen sie die Furcht vor dem Schinder verloren zu haben und hielten die Waffe locker in den Fingern.
Sareena blickte in die glasigen Augen des Aufsehers und bemerkte die kranke Blässe seiner Haut. In seinem Gesicht las sie Verwirrung und Schwäche.
Er ist durch das Balori getreten, folgerte sie für sich und zwängte sich an Briggo vorbei. Sie verpasste ihm einem Fußtritt gegen die Schulter und er kippte zur Seite wie ein nasser Getreidesack.
Die Tengiji berührte das Balori und es dauerte keine Sekunde, bis sie den Eindruck hatte, weit über den Planeten Kassun hinauszuschießen.
Sie fühlte, wie der Einfluss anderer Baloriportale an ihr zog, als sei sie eine Marionette, an der tausend Schnüre zerrten. Es musste viele Balori in diesem System geben. Und eines schien weit draußen im All zu schweben.
Kaum hatte Sareena ihre Aufmerksamkeit dieser Quelle zugewendet, schienen alle anderen Einflüsse zu schwinden. Es war, als würden augenblicklich alle Fäden zu den anderen Balori zerreißen. Im nächsten Moment befand sie sich an Bord eines Transportschiffes. Niemand war zu sehen und Sareena wagte nicht, sich auszumalen, wohin die Besatzung verschwunden war.
Die moderne Bauart des Transporters war ihr bekannt und es musste ihr ein Leichtes sein, das Schiff zu landen.
Sareena blickte ihre Hände an. Sie sahen irgendwie unwirklich aus. Durchscheinend und nebelhaft. Das verunsicherte sie für einen Moment. Was immer es mit dieser seltsamen Technik auf sich hatte, sie machte ihr Angst. Die Tengiji blickte sich um und erkannte ein kleines kugelförmiges Objekt, das im hinteren Teil der Brücke in einer krallenförmigen Halterung ruhte. Es war nicht besonders groß. Es hatte etwa die Ausmaße eines menschlichen Kopfes, aber Sareena spürte deutlich, dass es dieses Objekt war, das sie in den Kommandostand des Transporters projizierte.
Sareena setzte sich in den Sessel des Steuermanns, begann ihren Kurs zu bestimmen und den Transporter für die Landung vorzubereiten.
„Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, mich aus dem System zu werfen“, sagte Sareena, die das Eingreifen des Kiray erwartete. Aber nichts dergleichen geschah.

Nach zwei Stunden löste sich Sareena von dem metallenen Quader. Jem stütze sie, als sie erschöpft zusammensank, und setzte sie sanft auf den Boden.
„Ist ja gut, Kleines“, flüsterte er mitfühlend. „Was ist passiert?“
Sie versuchte, sich zu orientieren, und sah ihre Freunde der Reihe nach an. Jem, Jig und Tonja, sahen sehr besorgt aus.
„Was haben Sie getan?“, forderte Chaval Meseka zu erfahren.
„Ich habe das Schiff gelandet“, informierte sie ihn und diese Nachricht wurde von Mund zu Mund weitergegeben, bis die Menge vor Freude tobte.
„Wo ist es?“, wollte Chaval Meseka wissen.
Sareena zögerte. „Das ist ein Problem“, flüsterte sie. „Es ist ziemlich groß und es dauerte eine Weile, bis ich einen geeigneten Landeplatz fand.“
„Wie weit entfernt“, drängte Meseka.
„Drei Kilometer Luftlinie“, sagte Sareena. „Aber durch die Schluchten und Täler sind es gut fünf Kilometer. Wir müssen ein Bergmassiv umgehen. Das Schiff steht auf dem Fundament der Anlage im Süden.“
Der Anführer der Häftlinge sah skeptisch drein. „Das wird ein übler Marsch?“
„Ist nicht zu ändern“, brummte Jig und streichelte Sareena über den Kopf. „Wir müssen eben das Wetter abpassen.“

Der Initiator des Aufstandes war eine Frau. Eine dunkelhaarige junge Asiatin namens Lu Sumuri. Sie organisierte den Abmarsch und den Widerstand gegen die Gothreks, die inzwischen Verstärkung erhalten hatten. Sie kamen durch die Tunnel, schwer bewaffnet und in Massen. Die unteren Sektionen der Förderanlage waren bereits wieder fest in ihrer Hand.
„Der erste Schwung ist raus“, erklärte Lu Sumuri. „Jetzt können wir nur hoffen, dass sie den Weg überstehen.“
„Ich hoffe, sie warten auf uns“, meinte Jem und musterte die Anführerin lange.
„Ich habe Vertrauen“, antwortete sie.
„Sie waren in einem Heer?“, fragte Sareena, der die Verhaltens- und Redensweise dieser Frau vertraut vorkam.
„Ich war Admiral in der Flotte des Hauses Maru“, sagte Lu Sumuri. „Nach den Resten Ihrer Uniform zu schließen, hatten Sie auch einen militärischen Rang.“
„Ich war in der Leibgarde meines Königs, Serim dem Dritten aus dem Hause Komeru, bis wir Ärger mit Sargon bekamen.“
In diesem Moment brachte eine Detonation den Boden unter ihren Füßen zum Wanken. Kleine Steine und Staub rieselten von der Decke.
Die ehemalige Admiralin wirkte besorgt. Die Botschaften der Meldegänger waren allesamt beunruhigend.
„Sie sind jetzt sehr nahe“, sagte Chaval Meseka. „Wir müssen verschwinden. Ich fürchte, bald heißt es jeder für sich.“
„Soviel zum Zusammenhalt“, warf Jig ein und lachte wegwerfend.
Eine weitere Explosion ließ den Berg erzittern und ein Riss entstand in der Mauer.
„Steigen Sie wieder in ihre Arbeitsanzüge“, befahl Lu Sumuri. „Wir brauchen ein Paar kräftige Hände, die uns die Monster von Hals halten.“ Dann wandte sie sich an Meseka. „Wir gehen jetzt raus. Unverzüglich.“
Damit verließ der Mann den Raum und informierte die Leute der dritten Schicht. Sie brannten darauf, endlich aus den Stollen zu fliehen.
„Wir gehen als letzte“, sagte Lu Sumuri zu Sareena.
Jem, Jig, und Tonja erklärten, sie würden der jungen Tengiji nicht von der Seite weichen, während die anderen aus ihrer Gruppe sich dafür entschieden, lieber an der Spitze zu gehen.
„Haben Sie einen Alternativplan?“, fragte Sareena leise und verschwörerisch, aber Lu Sumuri schwieg. „Ich meine nur, wenn wir abgeschnitten werden und das Schiff ohne uns wegfliegt.“
Lu Sumuri schwieg, aber in ihrem Blick las Sareena, dass die ehemalige Admiralin natürlich über einen Plan B verfügte.
„Ich sage es Ihnen, wenn es dazu kommt“, meinte sie kühl und sah Sareena durchdringend an. „Bis dahin fragen sie mich nicht noch einmal danach, verstanden?“

Die lange Prozession gut gerüsteter Häftlinge wand sich still durch die Stollen und Korridore. Lange Zeit passierte nichts. Nur die Detonationen ab und an zeigten an, dass die Gothreks weiter vorrückten und die Barrikaden sowie deren Verteidiger, vernichteten.
Die Kolonne erreichte schließlich eine der Schlotkammern. Die Halle erglühte hellrot im Widerschein des geschmolzenen Gesteins. Die Gerätschaften und Maschinen baumelten in ihren Halteseilen von der Decke. Qualm wallte über die Brüstung des Schachtes, bevor er durch den Kamin nach oben abzog.
Während sie den Raum durchquerten und die ersten Aufständischen auf der anderen Seite schon wieder den Ausgang erreicht hatten, zerbarst ein Panzerschott in einer grellen Explosion. Die Trümmer frästen durch die Reihen und eines traf Jig, der in seiner Rüstung zu taumeln begann.
Gothreks stürmten in die Schlotkammer und griffen sofort an. In der Enge der Halle entspann sich ein wildes Getümmel. Die Häftlinge kämpften mit schweren Werkzeugen – Hämmern, Schraubenschlüsseln und Brechstangen, während die Gothreks Schwerter und Kurzklingen benutzen. Gewehre waren auf die kurzen Distanzen kaum zu gebrauchen. Vereinzelt krachten einige Schüsse aus Pistolen oder der Blitz einer Strahlenlanze leuchtete auf.
Sareena setzte zum Lauf an, sprang in einen Haufen dieser Monstren und drosch mit ihren stählernen Pranken auf die Feinde ein. Jem und Tonja stemmten einen glühenden Tiegel in die Höhe und warfen ihn in den Stollen, aus dem die Angreifer strömten. Dröhnend wie eine geborstene Glocke, krachte der schwere Behälter gegen die schwarzen Leiber und verkeilte sich im Stollen.
Jig hatte ein langes Stecheisen ergriffen und schlug auf seine Gegner ein. Aber es waren so viele, dass er unmöglich die Oberhand gewinnen konnte. Kaum hatte er einen Gothrek niedergestreckt, war schon ein anderer zur Stelle, um ihn zu attackieren.
Tonja pflügte wie eine Sichel durch das Gewimmel, um dem Akkato zu Hilfe zu kommen, an dessen Armen Trauben von Gothreks hingen und ihn aus dem Gleichgewicht brachten. Es gelang ihr, seine Hand zu ergreifen, während er gegen das Geländer taumelte, das sich unter der Last zu verbiegen begann. Mit grausamem Kreischen brach es aus der Verankerung und Jig fiel rücklings in den Schacht, während seine Angreifer an ihm hingen wie riesenhafte, schwarze Ameisen. Tonja schrie entsetzt auf, als seine Hand ihren Fingern entglitt.
Sareena erkannte Lu Sumuri, die verzweifelt gegen eines der Monster kämpfte und mit einem kurzen Messer nach seinen verletzlichen Stellen stach. Tatsächlich erstarrte der Gothrek in seiner Bewegung und sank tot vor ihre Füße.
Lu Sumuri verließen die Kräfte und sie brach über ihrem toten Gegner zusammen. Sie blutete aus vielen Wunden, die ihr der Gothrek zugefügt hatte.
Sareena schnappte sich zwei große Gewehre von getöteten Feinden und begann mitten in die Phalanx der gepanzerten Leiber zu feuern. Beinahe jeder Schuss traf sein Ziel, während sie herumwirbelte und weitere Gegner mit gut gesetzten Tritten und Hieben zu Fall brachte. Endlich versiegte der Zustrom von Feinden und es wurde still im Inneren der Kammer. Nur das entsetzliche Gestöhn der Verletzten und Sterbenden drang an ihre Ohren.
„Jig ist tot“, wimmerte Tonja, die neben der Schachtkante kniete und auf den Boden starrte. „Er ist tot! Er ist tot!“, wiederholte sie, wobei sie mit ihren mechanischen Fäusten auf den Boden schlug.
Jem stellte sich an den Rand der Grube und sah hinunter in den feurigen Schlund. Er murmelte ein paar Worte, die niemand verstehen konnte, dann reichte er Tonja die Hand und zog sie wieder auf die Beine.
„Wir müssen jetzt durchhalten“, sagte er leise. „Jetzt umso mehr.“ Sareena sah zu den beiden hinüber, während in ihren Augen heiße Tränen brannten. Der Verlust von Jig traf Sareena schwer. Und während sie versuchte, die Situation neu abzuwägen, hörte sie Lu Sumuri stöhnen. Sie lag auf dem Boden und presste die Hand auf ihren Bauch. Blut sickerte zwischen ihren Fingern hindurch.
Lu Sumuri betrachtete die Gesichter von Tonja, Jem und Sareena. Sie erkannte darin Erschöpfung.
„Wir sollten sie hier lassen“, zischte Tonja. „Jig ist tot, weil ihr Plan nichts taugt.“
Jem sah gleichgültig auf Lu Sumuri hinunter. Er konnte nicht umhin, Tonja recht zu geben.
„Sie sagte etwas von einer Alternative“, warf Sareena ein. „Sollten wir es nicht schaffen das Schiff zu erreichen, wäre mir so eine Alternative ganz recht.“
„Ich werde Ihnen sagen, wie die Alternative aussieht“, keuchte die Frau. „Aber ich bin noch nicht am Ende, hören Sie?“
„Ihr letzter Trumpf, oder?“ Tonja stampfte näher heran und die stählernen Füße ihres Panzeranzuges ließen den Boden zittern. „Und wenn Sie krepieren, dann nehmen Sie das Geheimnis mit in den Tod.“ Sie ballte die eisernen Finger zu Fäusten.
„Ich sage es Ihnen, wenn wir hier draußen sind. Verstanden? Bringen Sie mich nur hier heraus.“
„Sagen Sie es uns! Sofort!“, brüllte Tonja. „Sie haben doch keine zehn Minuten mehr.“
„Umso mehr Grund sich zu beeilen, mich zu meinem Schiff zu bringen“, konterte Lu Sumuri mit zittriger Stimme. „Ich mach das schon.“ Sareena schob Tonja beiseite, nickte Lu Sumuri zu, verschloss das Visier ihres Helmes und hob die Admiralin auf ihre Arme. „Lasst uns von hier verschwinden.“

Der Rest der Häftlinge setzte seinen Weg fort.
Sie schlichen schweigend durch die Dunkelheit des Korridors. Viele davon hinkend und stolpernd, während andere von ihren Kameraden gestützt wurden. Sareena ging in der Mitte der deutlich geschrumpften Schar. Jem und Tonja bildeten das Ende der Prozession. Tonja schien der Tod des Akkato sehr zu verstören. Immer wieder hielt sie inne und wäre Jem nicht bei ihr geblieben, wäre sie bestimmt immer weiter zurückgefallen, bis sie den Anschluss verpasst hätte.
Der Stollen endete vor einem schweren Panzerschott. Chaval Meseka befahl allen, die Verschlüsse ihrer Schutzanzüge zu überprüfen und die Masken aufzusetzen.
Lu Sumuri bat Sareena, sie wieder auf ihre Füße zu stellen, damit jemand ihr helfen konnte, ihre Kleidung zu verschließen. Danach öffnete Chaval Meseka das Schott. Ein heißer Luftstrom fegte durch den Stollen. Dampfwolken wirbelten herein. Lu Sumuri brach in die Knie und Sareena half ihr wieder auf.
„Bleiben Sie bei mir“, sagte die Tengiji und schob ihre metallenen Finger unter die Seite der Frau, um sie zu stützen. „Wir brauchen Sie noch. Vorausgesetzt Sie haben nicht gelogen.“
Lu Sumuri schwieg. „Wenn Sie uns für dumm verkauft haben“, sagte Sareena kühl, „reiße ich Sie in Stücke. Mit den Armen fange ich an.“

Ein schmaler Pfad führte an der Flanke des Berges in die Tiefe. Bäche dampfenden Wassers ergossen sich über die heißen Felsen und der Wind nahm an Heftigkeit zu.
Lu Sumuri konnte aus eigener Kraft nicht mehr laufen. Darum hob Sareena die Admiralin wieder auf ihre Arme. Sie versuchte vorsichtig zu sein, um ihr unnötige Schmerzen zu ersparen. Zudem würde die Energieleistung ihres Anzuges nicht mehr lange reichen und sie musste jeden ihrer Schritte zweimal bedenken. Sareena war dabei immer weiter vom Haupttross der Häftlinge zurückgefallen.
Jem und Tonja waren bei ihr.
Tonja warf einen besorgten Blick auf die letzte Reihe ihres Heeres, die gerade hinter einer Biegung außer Sicht kam.
„Glaubst du, wir können es schaffen?“, fragte Tonja mit belegter Stimme.
„Die Möglichkeit besteht“, antwortete die Tengiji mit bemühter Zuversicht. „Das Schiff, das wir haben, ist robust und schnell. Ein Bonehead Fünf. Diese Dinger sind unverwüstlich.“
„Was hat dir der Sudey gesagt?“, wollte Jem wissen.
Sareena wartete einige Sekunden, dann seufzte sie. „Er hat nichts gesagt“, eröffnete sie schließlich. „Nichts über eine mögliche Flucht. Er hat mir nur diese Baloriportale gezeigt. Ich habe sie ausprobiert, aber man kann nicht durch sie fliehen. Briggo hat es versucht und ihr habt ja gesehen, was mit ihm passiert ist.“
„Dann gibt es keine Hoffnung?“ Tonja klang verzweifelt.
„Doch, die gibt es“, meine Sareena, aber natürlich war es nur Gerede. Ihre Chancen standen schlecht. Und wenn Sareena ehrlich war, hatte sie sowieso nicht an eine Flucht geglaubt. Sareena blickte auf die Frau in ihren Armen. Sie verspürte keine Regung mehr und erkannte, dass Lu Sumuris Körper völlig erschlafft war.
Die Tengiji blieb stehen und legte die tote Frau auf den felsigen Boden. „Ich denke, damit ist unsere zweite Chance auch gestorben. Ich hätte sie doch fragen sollen. Ich habe keine Ahnung, wovon sie gesprochen hat.“
Jem machte einen tiefen Atemzug. „Ich schon“, sagte er. „Zumindest habe ich eine Ahnung.
Sareena und Tonja waren ganz Ohr.
„Auf den Zenithkoordinaten jeder Tauvaruwelt“, erklärte er, „gibt es Fabriken, die das Aure veredeln. Der Transporter, dessen Fracht wir geborgen haben, kam wohl gerade von den Zenithanlagen in der Eiswüste. In der Glaswüste dort“, er deutete auf den gezackten Berggrat, hinter dem die ewige rote Dämmerung leuchtete, „gibt es auch Fabriken. Dort legen Schiffe an, um das Aure abzutransportieren. Es besteht die Möglichkeit, dort auf ein Schiff zu kommen.“
Sareena schüttelte den Kopf. „Tausende von Kilometern über glühende Schlackeströme und zu Glas erstarrtem Sand? Unmöglich.“
„Es führen Magnettrassen dorthin, wie du dich erinnerst. Und wenn die Züge aus den Tunneln kommen, sind sie so langsam, dass man aufspringen kann.“
Sareena schüttelte den Kopf. „Das ist Wahnsinn.“
„Warum sagst du das?“, zischte Tonja.
„Weil wir uns ganz auf die erste Möglichkeit konzentrieren sollten.“ Ihre Stimme war hart. „Das ist die einzige Möglichkeit. Alles andere ist aussichtslos.“

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